Hope Springs - Wie beim ersten Mal USA 2012 – 100min.

Filmkritik

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Allmählich setzt sich in der Filmbranche die Erkenntnis durch, dass nicht nur junge Männer ins Kino gehen. Zu dieser Entwicklung hat auch Meryl Streep beigetragen, die in einem Alter Erfolge feiert, in dem Schauspielerinnen in die Oma-Rollen abgeschoben werden. So ist beispielsweise Hope Springs ein Film, der ohne die dreifache Oscar-Gewinnerin wohl nie entstanden wäre.

Kay Soames (Meryl Streep) ist das, was man wohl als überaus durchschnittliche Hausfrau in bequemen Hosen und trutschigen Blusen bezeichnen würde. Morgens macht sie ihrem Mann Arnold (Tommy Lee Jones) die Spiegeleier samt Speck und abends eine warme Mahlzeit, dazwischen jobbt sie nebenbei als Verkäuferin. Er schläft nachts vor dem Fernseher ein, sie kümmert sich um die Küche und schlafen tut man sowieso schon lange in getrennten Zimmern.

Während Arnold wenig Bedürfnis verspürt, an diesem bequemen Zweck-Arrangement etwas zu verändern, beginnt Kay zum 31. Hochzeitstag mit einer kleinen Rebellion. Sie will, dass es wieder knistert in ihrer Ehe, und sehnt sich nach körperlicher wie emotionaler Nähe. Kurz entschlossen bucht sie einen mehrtägigen Kurs bei dem Paartherapeuten Dr. Bernie Feld (Steve Carell) im beschaulichen Örtchen Hope Springs. Nur sehr widerwillig kommt ihr Gatte mit auf die Couch. Dass dort dann über Sex und - schlimmer noch - Gefühle geredet wird, lässt ihn grimmig verkrampfen. Doch irgendwann merkt auch er, dass die beiden gemeinsam an sich arbeiten müssen, um ihre Liebe zu retten.

Hope Springs lebt nicht von der Spannung. Denn auch wenn der Neubeginn für Kay und Arnold alles andere als reibungslos beginnt, besteht natürlich doch nie wirklicher Zweifel daran, wie die Komödie mit ernsten Untertönen ausgehen wird. Dass der Film inhaltlich vielleicht ein wenig schwach auf der Brust ist, würde einem allerdings kaum auffallen, wäre David Frankel (The Devil Wears Prada) ein etwas gewitzterer Regisseur, der nicht in erster Linie auf mit Popsongs unterlegte Montagen setzen würde.

Umso subtiler gehen seine Stars vor, die Hope Springs letztlich im Alleingang sehenswert machen. Ohne allzu viele Worte, aber dafür unglaublich präzise in Mimik und Gestik zeichnen die komödiantisch immer schon brillante Streep und der auf diesem Gebiet sonst eher unerfahrene Jones das Bild einer jahrzehntelang gewachsenen Partnerschaft. Und sie tun das in so vielen sorgsamen Details, so sympathisch und größtenteils klischeefrei, wie man es im Kino gerne viel häufiger sehen würde.

17.09.2012

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Die schillernde Besetzung erhebt den Film auf ein annehmbares Niveau.


gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

überragend und witzig.


ST_SH

vor 11 Jahren

Super Besetzung und toll gespielt. Finde es allerdings eher etwas für's Fernsehen.


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