Away We Go - Auf nach irgendwo Grossbritannien, USA 2009 – 98min.

Filmkritik

Odyssee der Familienkonzepte

Björn Schäffner
Filmkritik: Björn Schäffner

Sam Mendes, Regisseur von "American Beauty" und "Revolutionary Road", hat schon den einen oder anderen amerikanischen Traum revidiert. Mit "Away We Go" versucht sich der englische Regisseur nun im Fach der Indie-Komödie.

Sind wir Versager? Das fragt Verona (Maya Rudolph) ihren Freund Burt (John Krasinski), von dem sie ein Kind erwartet, den sie aber auf keinen Fall heiraten will. Mitnichten, möchte man meinen. Denn schliesslich setzt dieser Film alles daran, dem Publikum weiszumachen, dass dieses Paar zwar nicht sonderlich cool ist, aber doch einen gesunden Menschenverstand besitzt - Insbesonders im Vergleich zu Veronas früherer Chefin Lily (Allison Janney), die in Phoenix das Beispiel einer zynischen Mutter von zwei fetten Kindern abgibt. Oder im Gegensatz zu Maggie Gyllenhaal, die sich in Wisconsin als abgehobene New Age-Mutter präsentiert.

Verona und Burt wollen auf einer Art Schwangerschafts-Roadmovie kreuz und quer über den nordamerikanischen Kontinent die richtige Heimat finden: für ihr Kind, ihren Job und ihr Leben im Allgemeinen. Dabei treffen sie auf die erwähnten schlechten Vorbilder. Aber auch die scheinbar vielversprechenden Familienentwürfe anderer Freunde entpuppen sich dabei nicht wirklich als das Gelbe vom Ei - Selbst ist das Paar, muss es folglich heissen.

Sam Mendes, der zuletzt mit "Revolutionary Road" einen aufwühlenden Geschlechterkampf inszenierte, hat mit "Away We Go" ein Drehbuch des angesagten Schrifstellerehepaars Vendela Vida und Dave Eggers umgesetzt. Mendes hatte wohl eine spritzige Komödie im Sinn, einen Film, der von subtilem und leicht surrealem Humor getragen werden sollte. Das Problem ist nur: Wirklich lustig ist das nicht und die Dialoge wirken seltsam angestrengt. Selbst das Paar bleibt fremd und wird einem nicht richtig sympathisch.

Mehr noch: Der Film trödelt über weite Strecken einfach so dahin. Aber was wirklich nervt, ist der Soundtrack von Alexi Murdoch, dessen Gitarrenjodeleien "Away We Go" definitiv ins Aus klimpern. Längst zum Klischee des so genannten Independent-Films mutiert, ist jeder zweite Film dieser Gattung von konturlosen Softrock-Folksongs untermalt. Unverständlich, dass nur die wenigsten Indie-Regisseure begriffen haben - wie etwa Quentin Tarantino oder Paul Thomas Anderson - dass es musikalisch auch anders geht. So ist denn die abschliessende Frage, ob Mendes' Film ein Versager ist, auch nur noch eine rein rhetorische.





20.10.2009

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

wieder gut von mendes, und schnell wieder nach revolutionary road, der aber noch besser war


anabah

vor 12 Jahren

Der Film hat mir gut gefallen, nur die zum Teil sehr schrägen Personen waren etwas too much. Der Schluss ist etwas zu einfach, hätte man besser ausführen können. Der sehr bedächtig ausgewählte Sound hat den Film noch etwas verbessert.


ebre

vor 12 Jahren

Sehr sehenswert. Keine riesen Handlung, jedoch einfach wohltuend anzusehen


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