Stella und der Stern des Orients Deutschland 2008 – 83min.

Filmkritik

Zurück in die Zukunft

David Siems
Filmkritik: David Siems

Ein Kleiderschrank kann magische Kräfte haben: In Erna Schmidts Film offenbart sich hinter Hemden und Jacken ein Zeitportal, das ein junges Mädchen in das Haus ihrer Ahnen schickt. Solides und sympathisches Kinoabenteuer für Kinderaugen.

Kleiderschränke erfreuen sich spätestens seit dem ersten Teil der "Chronicles of Narnia"-Reihe neuer Beliebtheit, vor allem bei jungen Einrichtungsfreunden. Durch das massive Möbelstück flüchten die Helden nämlich in verwunschene Zauberwelten, ganz ähnlich wie nun auch das Mädchen Stella (Laura Berschuck), die Protagonistin in Erna Schmidts Kinderfilm "Stella und der Stern des Orients". Ein Schritt in den uralten Schrank auf dem Dachboden katapultiert sie zwar nicht in eine Schneewelt sprechender Zwerge und Waldtiere wie in Narnia, dafür einmal durch den Zeittunnel in das Haus ihrer Vorfahren vor 100 Jahren.

Hier - im noch jungen 20. Jahrhundert - sind ihre Urgroßmutter Clementine (Hanna Schwamborn) und ihr Urgroßonkel Gustav (Julius Römer) gleich alt wie sie. Deren wohlhabende Eltern stehen vor dem finanziellen Ruin - da kommt das Gerücht von einem sagenumwobenen Familienschatz wie gerufen. Jener goldene "Stern des Orients" soll laut Schatzkarte in greifbarer Nähe sein.

Zwar bedient sich die Dramaturgie eines etwas altbackenen Malen-nach-Zahlen-Musters, in dem die jungen Helden über sich hinauswachsen müssen, um in der Welt der Großen zu triumphieren. Dennoch ist die filmische Umsetzung liebevoll gestaltet und frei von plakativer Moral und Pädagogik. Für Stella, Clementine und Gustav werden Kinderträume wahr: Sie dürfen Auto fahren, ein Flugzeug fliegen, in geheimnisvolle Höhlen klettern, Ganoven in die Flucht schlagen und somit all das erleben, was sonst nur Erwachsenen vorbehalten ist.

Die vier großen und beliebten Themen des Kinderfilms - Mut, Entschlossenheit, Cleverness und Teamgeist - werden zwar auch hier etwas streberhaft abgearbeitet. Doch wer sich darauf einlässt, erlebt ein kurzweiliges Abenteuer für Zuschauer ab sechs Jahren, das in seiner Schablonenhaftigkeit an die klare Sprache des Wintermärchens im Kindertheater erinnert. Die Figuren, allen voran die Schurken Kleinheinz (Axel Prahl) und Lodeus (Hans-Martin Stier), welche ebenso nach dem Schatz trachten, sind bewusst überzeichnet. Unheimliche und gefahrenvolle Momente werden stets durch klassischen Slapstick aufgelöst. "Tatort"-Kommissar Axel Prahl und Hans-Martin Stier ("Der Himmel über Berlin") gefallen als tollpatschige Ganoven vor winterlicher Bergkulisse, die als Sinnbild für die boshafte Gier nach Geld herhalten. Kinder werden sich nach dem Film wahrscheinlich für eine Weile ihr Zimmermobiliar von innen betrachten. Ein Hoch auf die Magie der Kleiderschränke!

17.02.2024

4

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