Disturbia USA 2007 – 105min.

Filmkritik

Hitchcock für Teenager

Bruno Zweifel
Filmkritik: Bruno Zweifel

Noch ein Teenie-Movie, aber diesmal ein spannendes: Mit "Disturbia" pimpt Regisseur D.J. Caruso Hitchcocks "Rear Window" für die MTV-Generation. Klingt furchtbar, ist aber bloss furchtbar spannend.

So stelle ich mir den Pitch für "Disturbia" vor: Ein sichtlich erregter Produzent stürmt ins Büro der DreamWorks-Studios, streicht sich mit fahriger Geste das Haar nach hinten, langt sich an die Nasenflügel, nimmt schliesslich im grossen Ledersessel platz und schreit: "You gotta love this: It's like Rear Window - but for troubled teens!" Wer weiss, vielleicht hat es sich tatsächlich so zugetragen. Das "Hitchcock für Teenager" passt zu "Disturbia" jedenfalls wie die Faust aufs Auge.

In der Eröffnungsszene sehen wir den 17-jährigen Kale (Shia LaBeouf) - in einer Szene, die zu schön ist, um lange zu währen - beim Fliegenfischen ins liebevolle Vater-Sohn-Gespräch vertieft. Auf der Rückfahrt wird die Mutter angerufen, noch mehr gelacht und fünf Minuten später liegt der Vater eingequetscht im gekippten Auto und wird von einem entgegenkommenden Wagen zermalmt. Schnitt: Aus Kale ist ein verstörter Teenager geworden, der seinen Spanischlehrer schlägt, vors Jugendgericht kommt, eine elektronische Fussfessel kriegt und den Sommer über im engen Perimeter rund ums eigene Haus eingesperrt bleibt. Kennt man ja.

Doch Kales Probleme fangen erst an, als die Mutter (Carrie-Anne Moss) ihm die Xbox wegnimmt, den iTunes-Zugang sperrt und die Verbindung zum Kabelfernsehen kappt (der gute James Stewart hatte da bloss sein "Life"-Magazin). Aller digitaler Annehmlichkeiten beraubt bliebt Kale nur altmodischer Voyeurismus. Also spioniert er seine neue Nachbarin (Sarah Roemer) aus, in die er sich verliebt. Und er spioniert seinen neuen Nachbarn (David Morse) aus, den er für einen Psychokiller hält. Und hier fangen die wirklichen Probleme an...

TV-Veteran D.J. Caruso hätte aus "Disturbia" leicht einen mit MTV-Songs voll gestopften Popcorn-Thriller machen können. Das war nicht nötig, unter anderem weil mit Shia LaBeouf ein nahezu perfekter Hauptdarsteller verpflichtet wurde. Ans grosse Vorbild Hitchcock - dem mit "Rear Window" auch eine intelligente Parabel auf den Voyeurismus des Kino-Zuschauers gelang - reicht "Disturbia" natürlich nicht heran. In seinen besten Momenten schafft der Film aber, woran unzählige Teenie-Slasher vor ihm scheiterten: Er nimmt nicht nur die Ängste seiner jugendlichen Darsteller ernst, er ist auch verdammt spannend.

08.02.2018

4

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Kommentare

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Mikelking

vor 9 Jahren

Der Anfang des Films ist nicht schlecht, allerdings geht es ein bisschen lang, bis LaBeouf den Nachbarn verdächtigt. Danach ging mir der ganze Prozess etwas zu kurz. Trotzdem ist der Film packend und man fiebert mit. Ich mag den Hauptdarsteller zwar nicht wirklich als Schauspieler, muss aber zugeben, dass er in diesem Film überzeugt hat.Mehr anzeigen


MrsStraciatella

vor 10 Jahren

Super Film!
Echt auf gutem Niveau, Spannung pur und gute Umsetzung.
NUR Hitchcock könnte das besser!;)


Dovakiin

vor 12 Jahren

Hammer Film! Aber die Bezeichnung auf der Hauptseite ist ja eine echte verarschung! MTV generation! -. -


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