Nuovomondo Frankreich, Deutschland, Italien 2006 – 118min.

Filmkritik

Reise ins Paradies

Simon Spiegel
Filmkritik: Simon Spiegel

Millionen von Einwanderern zieht es zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Neue Welt. Unter ihnen auch die Mancusos, eine mausarme sizilianische Familie, die sich in das sagenhafte Wunderland aufmacht, wo das Geld an den Bäumen wächst und die Zwiebeln so gross sind wie Kälber.

Voller naiver Hoffnung machen sie sich auf eine beschwerliche Reise, nehmen eine schier endlose Schifffahrt auf sich und landen schliesslich wie alle Migranten auf Ellis Island, wo sich das vermeintliche Paradies als bornierte Bürokratie entpuppt. Es ist einer der Gründungsmythen der modernen USA, den Emanuele Crialese in seinem Film erzählt, oder vielmehr: die Geschichte davor. Denn "Golden Door" handelt nicht vom Leben und Aufstieg in der Neuen Welt, sondern nur von der Reise dorthin.

Zwar gibt es immer wieder Momente zum Schmunzeln, doch insgesamt schlägt "Golden Door" einen geradezu elegischen Ton an: Lange Szenen, in denen teilweise fast nichts geschieht. Und dazwischen immer wieder märchenhafte Passagen, Bilder des sagenhaften Reiseziels mit seinen riesigen Früchten und einem Fluss aus Milch, in dem die Figuren freudig schwimmen. Diese traumhaften Szenerien stehen in scharfem Kontrast zur Realität der Figuren, der Enge und dem Dreck auf dem Schiff. Auch die Figur Lucys (Charlotte Gainsbourg), einer durch und durch rätselhaften Engländerin, die sich der Familie anschliesst, trägt zum leicht surrealen Tonfall des Filmes bei. Sie, die offensichtlich nicht hierher gehört, die aus besseren Kreisen stammt und die die Reise dennoch auf sich nimmt, weil auch sie an das Land der Verheissung glaubt.Der langsame Rhythmus des Films - besonders deutlich in der langen Überfahrt, in der die Geschichte nur wenig voran kommt - erwischt den Zuschauer leicht auf dem falschen Fuss. Man wartet immer drauf, dass etwas Entscheidendes geschieht, dass der Plot eine unerwartete Wendung nimmt. Es braucht einige Zeit, bis klar wird, dass Crialese über zwei Stunden hinweg tatsächlich nur die Geschichte einer Reise erzählt; als den Mancusos der Aufenthalt in den USA schliesslich bewilligt wird, endet der Film. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig und trotz vieler gelungener Einzelszenen und sorgfältigen Bildern teilweise auch ziemlich anstrengend. Ein etwas forscheres Erzähltempo hätte dem Film auf jeden Fall kaum geschadet.

07.06.2021

4

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