CH.FILM

Eden Deutschland, Schweiz 2006 – 98min.

Filmkritik

Zum Fressen gern

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Das Sprichwort "Liebe geht durch den Magen" ist hier wortwörtlich zu verstehen. Ein einsamer Meisterkoch verführt eine verheiratete Serviertochter. Ein Melodrama - kulinarisch, kurzweilig köstlich, aber auch katastrophal.

Ein Sommertag zum Anbeissen, Picknicken oder schlicht Geniessen. In einem schlichten Schwarzwald-Café jobbt Eden als Serviertochter. Die verheiratete Mutter des scheinbar schwierigen Töchterchen Leonie (Leonie Stepp) ist unschuldig wie ein Landei, gutgläubig und nett und wird auch mal von Zechprellern geschädigt. Dabei hatte sie Stammgast Gregor just vor diesen Jungmannen gewarnt. Das nervt. Frustriert lässt sie den heimlichen Verehrer abblitzen. Doch der - beharrlich und listig - gewinnt die Gunst von Leonie, die unter dem Down Syndrom leidet. Er verführt das Kind, das Schoggi bisher strikt verweigerte, mit Pralinés. Auch Eden nascht von Gregors paradiesischen Produkten und gibt sich weiteren Gaumenfreuden hin.

Denn Gregor ist ein Meisterkoch, der sinnliche Menüs in seinem Fresstempel zelebriert. Die Leckereien, so scheint es, ersetzen ihr einen Orgasmus in einer öden Ehe. Immer häufiger besucht Eden Gregors kulinarischen Garten Eden. Sie blüht auf. Doch ihr biederer Ehemann Xaver (Devid Striesow) misstraut dem platonischen Tafel-Verhältnis und fällt wie ein Berserker über Gregors Weinkeller her. Es kommt noch schlimmer: Gregor verliert seine Existenz, Xaver seine Frau und ein bisschen mehr.

Kochen als Lebenselixier, Philosophie und Lebenshaltung. Das macht Appetit. Die Vorgaben des Filmautors Michael Hofmann (Buch, Regie) klingen gut: «Eden» ist ein Film über die Macht der Liebe. - Na, eher ein etwas schleppender Kochkurs mit einem leisen Hauch von Erotik, aber viel Biederkeit. Es gibt intensive, intime Momente, wenn Gregor (leiblich gut präsent: Josef Ostendorf) seine angebetete Eden (linkisch-nett: Charlotte Roche) mit kulinarischen Köstlichkeiten verführt. Gleichwohl läuft einem nicht das Wasser im Munde zusammen, es fehlen die erotische Würze, die sinnliche Raffinesse. Zu sehr bleibt Hofmann mit seinem ländlich gefärbten, verdeckten Liebesdrama in der Zubereitung stecken. Die primitiven Ausraster des Ehemanns, der sich gehörnt fühlt, sind ebenso absehbar wie das Schicksal des gebeutelten Kochs. Dass bekannte Schweizer Schauspieler wie Max Rüdlinger, Roeland Wiesnekker oder Pascal Ulli auftauchen, hebt «Eden» auch nicht übers Mittelmass hinaus.

01.06.2021

3

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Kommentare

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cinemansilvia

vor 17 Jahren

Ein intensiver Film, der einem berührt - intensiv schön, intensiv tragisch. Eden wird super gespielt von Charlotte Roche.


Gelöschter Nutzer

vor 17 Jahren


lia123

vor 17 Jahren

Der Film ist subtiler, als die Kritik über den Film. Gut ist, wie die Leidenschaft am Kochen und am Essen glaubhaft gezeigt wird sowie der Ausgang des Ganzen.


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