Interview

Russell Crowe: «Ich hatte einmal schlechte Angewohnheit, jedem zu trauen.»

Interview: Portmann Media

Russell Crowe über seinen nächsten Film «American Gangsters» von Ridley Scott in welchem er einen verzweifelten Polizisten gibt.

Russell Crowe: «Ich hatte einmal schlechte Angewohnheit, jedem zu trauen.»

Q: Russell Crowe, habe ich den richtigen Eindruck, dass Sie im Umfeld Ihres doch sehr hektischen Geschäftes, Schwierigkeiten haben, fremden Leuten zu trauen. Deswegen sagen viele, dass der Umgang mit Ihnen schwierig ist. Wenn Sie dann aber trotzdem jemandem trauen und diese Person das respektiert, sind sie ein ganz umgänglicher Zeitgenosse?A: Ich hatte einmal schlechte Angewohnheit, jedem zu trauen. Das hat mich mehr als einmal in unangenehme Situationen gebracht (grinst). Es liegt aber in meiner Natur, anderen Menschen erst einmal mein Vertrauen zu schenken und offen und ehrlich zu Ihnen zu sein. Das ist aber nicht immer gut gegangen.Q: Als nächstes kommt von Ridley Scott «American Gangsters» heraus. Sie spielen in diesem Film auch wieder mit. Eigentlich wollte ich Sie dazu fragen, ob Sie ein «Natural Born Gangster» sind, weil das mittlerweile auch viele Leute von Ihrem privaten Leben annehmen...A: Die Leute werden sehr schnell feststellen, dass ich in diesem Film keinen Gangster, sondern einen Polizisten spiele. Allerdings einen ziemlich üblen Polizisten... Er ist nicht vom Charakter her schlecht, aber in seinem Beruf ist er einfach richtig übel (lacht). In seinem Leben läuft alles schief. Er hat nicht nur Probleme mit dem Job und seiner Frau, auch seine Kinder machen ihm grosse Sorgen. Wenn ihm dann alles über den Kopf wächst, dreht er manchmal durch. Das kann sehr böse ausgehen, denn seine Laufbahn hat er bei den Marines begonnen. Am Ende seines Lebens im Film steht er da, wirft mit Steinen um sich und fragt, was denn alles falsch gelaufen ist. Erst dann begreift er auch, welch folgenschwere Fehler er als junger Mann begangen hatte. So hat er beispielsweise als «The Man» angefangen und wurde später zum Hippie. Das hat ihn alles sehr geprägt.Q: Sie touren zur Zeit mit Ihrer Familie durch Europa. Wie kommen Ihre heranwachsenden Kindern mit Ihrer Berühmtheit zurecht?A: Ich weiss nicht, wie stark mein kleiner Sohn Charlie das schon realisiert. Aber er ist jedes Mal verärgert, wenn uns auf der Strasse jemand für ein Foto oder ein Autogramm anhält. Ich versuche, solche Situationen so gut es geht zu vermeiden, wenn er dabei ist, damit er sieht, dass ich mir wirklich Zeit nur für ihn nehmen kann. Aber irgendwie muss er lernen, dass das halt einfach dazugehört und er das akzeptieren muss. Dabei fühlt er sich vor Kameras schon recht wohl. Er begreift auch schon, dass ich selbst vor Kameras arbeite, denn er sieht mich ja in Filmen und in Zeitschriften. Ich kann aber nicht abschätzen, wie es sonst wäre, da ich keine anderen Kinder habe, die in einer anderen Situation sind (lacht). Natürlich hätte man es manchmal lieber, wenn man nicht immer fotografiert und angesprochen wird, wenn man privat unterwegs ist. Aber ändern kann man es ja nicht und mein Sohn hat keine andere Wahl, als sich daran zu gewöhnen.

6. November 2006

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