Salvador Allende Belgien, Chile, Frankreich, Deutschland, Mexiko, Spanien 2004 – 100min.

Filmkritik

Denkmal-Pflege

Filmkritik: Dominique Zahnd

Der Dokumentarfilmer Patricio Guzmán rollt das Leben und Sterben des chilenischen Politikers Salvador Allende noch einmal auf - aus ganz persönlicher Sicht.

Für diejenigen, die mit seinem Namen wenig anfangen können, hier eine kleine Stütze: 1970 wurde der Sozialist Salvador Allende in Chile zum Präsidenten gewählt. Er ging in die Geschichte des Landes als "Minister der Armen" ein. Sein Triumphzug war allerdings vor kurzer Dauer: Am 11. September 1973 wurde der Politiker durch eine Militärjunta unter der Führung von General Pinochet Ugarte gestürzt - dem Mann, den Allende selbst noch Ende August zum Oberkommandierenden des Heeres ernannt hatte.

Allgemein umstritten ist bis heute, ob Allende während des Sturms auf den Präsidentenpalast Selbstmord verübte, ob er im Kampf verwundet oder gar ermordet wurde. Berichte von mehreren Augenzeugen über die Art der Schussverletzungen sowie die hastige Beisetzung gäben eigentlich Anlass zu Zweifeln an der Selbstmordthese. Im Porträt von Patricio Guzmán ist davon aber nichts zu spüren. Da wird klargestellt: Es war ein Suizid!

Der Filmemacher betreibt in seinem Streifen Heldenverehrung. Kein Wunder, denn der Chilene erlebte damals den dunklen Schicksalstag in der Geschichte des lateinamerikanischen Kontinents hautnah mit. Allende ist für ihn ein Volksheld ohne Tadel, den er in seinem Doku-Streifen einfühlsam porträtiert. Guzmán zeigt den Präsidenten als Eroberer, Prediger und sanften Kämpfer, der immer ein offenes Ohr hatte für die Anliegen seines Volkes.

Einige der Dokumente und Fotografien, die in dem Film Erwähnung finden, waren über 17 Jahre lang vergraben. Allendes frühere Amme hatte sie in der Erde versteckt und so vor der Zerstörung bewahrt. Guzmán nimmt sich dieser Relikte aus der demokratisch-revolutionären Geschichte Chiles wie ein Archäologe an. Allzu grossen Pathos und romantisches Gebaren vermeidet er glücklicherweise, sein Augenmerk liegt mehr in der akribischen Recherche.

Die treibt bisweilen fast schon zu bunte Blüten. Was besonders in den Szenen zum Tragen kommt, in denen dem Zuschauer vorgeführt wird, wo Allendes Bürotisch damals stand und mit welcher Hand er zu telefonieren pflegte. Unter dem Strich ist "Salvador Allende" aber ein bewegender Dokumentarfilm über einen charismatischen Politiker, der anscheinend vor allem eines wollte: helfen.

18.05.2021

3.5

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