Hurensohn Österreich, Luxemburg 2004 – 87min.

Filmkritik

Mama tröstet einsame Männer

Filmkritik: Marc Mair-Noack

Michael Sturmingers Milieudrama erzählt die Geschichte vom kleinen Ozren, der nach und nach erfahren muss, dass seine Mutter eine Prostituierte ist. Der österreichische Film um die Unmöglichkeit einer Beziehung zwischen Mutter und Sohn glänzt mit guter Schauspielerleistung, bleibt ansonsten aber sehr zahm.

Ozren (Stanislav Lisnic) könnte es kaum besser gehen. Zwar ist er in Wien als Kind einer jugoslawischen Mutter ein Aussenseiter, doch wächst er in seiner Familie in einer von allen Seiten behüteten Welt auf. Wenn Mutter Silvija (Chulpan Khamatova) abends arbeiten geht, kümmern sich die gläubige Tante Ljilana (Ina Gogálová)und der äusserst pragmatische Onkel Ante (Miki Manojlovic) rührend um ihn. Stutzig wird Ozren erst, als ihn wildfremde Menschen auf der Strasse einen Hurensohn nennen. Er weiss zwar noch nicht, was eine Hure ist, doch dafür sehr genau, dass seine Mutter als Kellnerin arbeitet. Das hat sie ihm zumindest immer gesagt.

Nach und nach lernt er aber immer mehr über das wirkliche Arbeitsumfeld seiner Mutter. Als er merkt, dass sie eigentlich eine Prostituierte ist, bricht für den Kleinen die heile Welt zusammen. Bald wird klar, dass sich für Silvija Beruf und Kind nicht vereinbaren lassen. Als ihr Sohn 16 Jahren alt ist, verlässt sie ihn, um sich dem immer lukrativeren Job zu widmen. Das lässt Ozren nicht auf sich sitzen: Er macht sich auf, seine Mutter zurückzuholen.

Der Wiener Regisseur Michael Sturminger hatte vor "Hurensohn" zwar schon an einigen österreichischen Filmproduktionen mitgewirkt, war aber vor allem im Bereich Musiktheater in Wien und auch am Zürcher Opernhaus tätig. Für "Hurensohn" wagte er sich erstmals an die Doppelrolle als Drehbuchschreiber und Regisseur.

Doch das Resultat der Verfilmung von Gabriel Loidolts gleichnamigen Roman wirkt zwiespältig. Michael Sturminger gelingt es ohne Zweifel, die kindliche Welt Ozrens, die sich immer am Rande der Rotlichtszene bewegt, ohne je ganz in dieses Milieu zu kippen, mit der nötigen Authentizität einzufangen. Einen starken Beitrag dazu leisten natürlich die Schauspieler. Chulpan Khamatova ("Good bye, Lenin!") spielt die Mutter Silvija überzeugend, die sich einerseits äusserst mütterlich-liebevoll gibt, andererseits aber kaum wirklich realisiert, wie ihr Sohn unter der Situation leidet. Auch ist es Sturminger durchaus positiv anzurechnen, wie gelungen er die verschiedenen Darsteller des drei-, neun- und sechzehnjährigen Ozren auf die schwierige Rolle vorbereitet hat.

Weniger geglückt ist ihm allerdings das Drehbuch zu "Hurensohn". Sturmingers Film ist von der ersten Minute an vollkommen berechenbar. Als Milieustudie mag dies keine Rolle spielen, für ein Kinodrama wirkt dieser schmale Grat zwischen authentischem Alltag und Langeweile aber nicht gerade förderlich.

15.03.2021

2

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Kommentare

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alwindunja

vor 19 Jahren

sehr gut gespielt


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