Alexander Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Grossbritannien, USA 2004 – 175min.

Filmkritik

Überteuerter Sandalen-Zauber

Filmkritik: Andrea Bleuler

Starregisseur Oliver Stone hat sich einen Traum erfüllt und das Leben des legendären mazedonischen Königs Alexander verfilmt. Ein Budget von 150 Mio. Dollar haben grandiose Kulissen und Sinnlichkeit im Übermass möglich gemacht. Doch ein eigentlicher Kracher ist daraus nicht geworden.

Es ist der alternde Ptolemaios, gespielt von Anthony Hopkins, der rückblickend erzählt, was Alexander (Colin Farell, mit schrecklichsten Blondnuancen im Haar) in seinem 32 Jahre kurzen Leben alles geleistet hat.

Als Sohn des unzivilisierten Trunkenbolds Philip, König von Mazedonien (Val Kilmer) und der abgöttisch schönen, doch hexenhaften Olympias (Angelina Jolie) gilt er als Bastard und steht in der Thronfolge hinter seinem Halbbruder, der noch in den Windeln liegt.

Doch Alexander bahnt sich seinen Weg mit Wortgewalt und ausgefeilter Kampf- und Unterwerfungstaktik (die eroberten Staaten werden nicht geknechtet, sondern wirken im neuen Staatsgefüge mit) und dringt immer weiter, bis nach Indien vor. Aber weshalb diese qualvolle Höchstleistung?

Alles, um vor der Mamma zu flüchten, die den Sohnemann mit ihrer exzessiven Mutterliebe zu erdrücken droht und mit Papa immer gestritten hat. So psychologisiert Oliver Stone. Angelina Jolie trägt dick auf in dieser Rolle, räkelt sich wie Marilyn Monroe und sieht - was doch sehr irritierend ist - kaum älter aus als der ausgewachsene Alexander.

Des weitern sind die bisexuellen Freuden des Kriegsherren ein grosses Thema. Zwar heiratet Alexander eine Prinzessin aus dem neu eroberten Land (Rosario Dawson, zuweilen splitternackt), um die guten Beziehungen zu festigen. Doch sein Herz und all seine Liebe gehören Sandkasten-Freund Hephaistion - sehr gut gespielt von Jared Leto.

Der grosse militärische Leader Alexander als einer der Männer liebt und nicht einmal mit seiner Mutter klar kommt? Nichts mag einen durchschnittlichen US-Kinogänger im Popcorn-Rausch mehr zu irritieren. Wichtiger ist: Colin Farell spielt die facettenreiche Persönlichkeit Alexander recht eindimensional (obschon er über 80 Prozent der Filmzeit verfügen kann) und hinterlässt keinen bleibenden Eindruck - was man von einem Charakter dieses Formats eigentlich erwarten dürfte.

Wenn auch bestimmt nicht Stones Meisterwerk, so ist "Alexander" doch eine recht gelungene und akzeptable Historienverfilmung, die wie vorangegangene Hollywood-Produktionen mit Exotik, endlosen Kampfszenen und den sündigen Körpern der Darstellerinnen und Darsteller zu betören weiss. Ein Sandalen-Film mit optischen Reizen für alle also.

10.11.2020

3

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Kommentare

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8martin

vor einem Jahr

Eine fade hollywoodeske Schmonzette, die sich an der Historie vergeht. Das Drehbuch negiert die wichtigsten Stationen im Leben des großen Makedonen/Griechen/ Perser und behandelt stattdessen ausführlich seine menschlichen Eigenarten, wie z.B. seine Homophobie. Das Schlachtengetümmel gerät zu unübersichtlichem Geschwurbel, wobei der Zuschauer nur schwerlich zwischen Griechen und Persern zu differenzieren vermag. Die Betonung liegt hier auf oberflächlichen Nichtigkeiten, die die Atmo hohl erscheinen lassen. Historisch interessierte Otto-Normalverbraucher packt die Unlust weiter zuzuschauen, wenn die chronologische Reihenfolge bunt durcheinandergemischt wird. Da mag gerne auch mal der ermordete Vater Philipp mit seinem Sohn reden. Das tat Hamlets Vater ja auch.
Der kurze Durchgang durch die griechische Mythologie ist allerdings überflüssig und ermüdet erheblich, lässt aber Rückschlüsse auf die Zielgruppe im Publikum zu.
Die Persönlichkeit bleibt zweidimensional, weil auch die Dialoge vorbeirauschen wie Wüstensand im Wind. So fragt man sich am Ende: ‘Wieso hieß er ‘der Große‘ Selbst die Großen der Leinwand (Hopkins, Kilmer, Jolie, können diesen Murks nicht retten. Allein der Soundtrack von Vangelis versucht so etwas wie Monumentalität aufkommen zu lassen.
Wer sich für einen grandiosen Spielfilm über den großen Alexander interessiert, sollte sich den von Robert Rossen mit Richard Burton in der Titelrolle anschauen. Für den hier gibt’s nur einen Weg: ‘Ab in die Tonne!‘Mehr anzeigen


Tatschi82

vor 11 Jahren

Colin Farrell konnte mich nicht so richtig überzeugen in seiner Rolle, dafür aber ausnahmsweise Angelina Jolie, die in diesem Film schlicht atemberaubend aussieht. Leider teilweise etwas langgezogen und langweilig


movie world filip

vor 12 Jahren

interessante film mit schöne szenen... eine schöne rosario dwason... aber allgemein hat der film wie auch troja noch schwächen


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