Miffo Schweden 2003 – 105min.

Filmkritik

Er liebt sie, er liebt sie nicht...

Filmkritik: Dominique Zahnd

Weg vom Dogma-Stil, näher hin zur Komödie - das skandinavische Kino steckt gerade im Wandel. Und die Rechung scheint aufzugehen: Jeder dritte Schwede kaufte sich kürzlich ein Ticket für "Miffo" und amüsierte sich köstlich: Die Frage ist nur, warum?

Der skandinavische Film boomt insgesamt - besonders die Komödien. Je skurriler die Geschichte und trockener der Humor, desto grösser der Publikumszuspruch. Das belegen die Einspielergebnisse von amüsanten Streifen wie "Jalla, Jalla!", "Kitchen Stories", "Elling" oder "Together", die eben nicht nur bei den Nordlichtern, sondern auch bei Herr und Frau Schweizer gut ankamen.

Ob die hiesigen Zuschauer auch "Miffo" so wohlgesonnen sein werden? Die nötige Portion Schrägheit bringt der Film zumindest mit: Der junge Priester Tobias (Jonas Karlsson) hadert mit seinem Glauben und verliebt sich in seiner Sinnkrise auch noch Hals über Kopf, und zwar in die hübsche Rollstuhlfahrerin Carola (Livia Millhagen). Dumm nur, dass er ihr seine Liebeserklärung vor dem Traualtar macht - gerade als sie im Begriff ist, einen anderen zu heiraten.

Der schwedische Regisseur Daniel Lind-Lagerlöf verwebt in seinem dritten Kinofilm verschiedene Schicksale miteinander, anekdotisch im "Short Cuts"-Stil à la Robert Altman. Obwohl "Miffo" als Komödie verkauft wird, gibt es unterm Strich leider nur wenig zu lachen. Denn das Leben in der dargestellten Randbezirksgemeinde einer Grossstadt ist schrecklich trist. Dort wohnen die "Miffo", die Ausgestossenen der Gesellschaft. Und bei denen dreht sich alles nur um drei Dinge: Saufen, Rauchen und Poppen. Die Probleme der Protagonisten wirken real und erschüttern. Nein, da möchte man nun wirklich nicht hinziehen müssen.

Autorin Malin Lagerlöf hat kein Erbarmen mit ihren Figuren: Der gebeutelte Tobias muss einen wahren Fettnäpfchen-Lauf hinter sich bringen. Schauspieler Jonas Karlsson legt dabei eine Glanzleistung hin und weckt in punkto Look und Gestik übrigens immer wieder Erinnerungen an den verstorbenen Basler Schauspieler und Musiker Martin "Flip" Schenkel. Ebenfalls sehr überzeugend spielt auch Livia Millhagen: sie wurde für diese Rolle zu Recht für den "schwedischen Oscar", den Guldbagge Award, nominiert.

Aber eben. Wer hier eine Wohlfühl-Komödie erwartet, verlässt am Ende enttäuscht den Kinosaal. Auf ihre Kosten kommen Anhänger sozialer Dramen, die mit derbem Humor durchzogen sind.

23.03.2021

3

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Kommentare

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ta1ia

vor 19 Jahren

Die Geschichte veranschaulicht die fehlende Nachfrage nach Religion in der heutigen, zivilisierten Welt.

Eigentlich sollte es wohl ein Film der Kontraste sein: Arm/reich, Religiös/Atheistisch, Gesund/Gelähmt etc. aber es bleibt leider bei den Klischees und die wurden allesamt schon zur Genüge abgehandelt.

Schön wäre gewesen, wenn die Geschichte mal einen unvorhersehbaren Verlauf genommen hätte. Zb. wenn das Rollstuhlmädchen auf einmal hätte laufen können... oder der Himmel auf die Erde gefallen wäre.; -)Mehr anzeigen


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