Dot the I Spanien, Grossbritannien, USA 2003 – 92min.

Filmkritik

Verwirrend verliebt

Filmkritik: Simon Kern

In seinem Erstling inszeniert Matthew Parkhill den neuen Latino-Superstar Gael García Bernal ("La mala educación") in einem filmischen Irrgarten. Was als Liebesdrama um eine Dreiecksbeziehung beginnt, wandelt sich brüsk zum an den Haaren herbeigezogenen Moralstück über Wahrnehmung und zweifelhafte Ambitionen.

Ohne sich mittels Blick in die Pressemappe abgesichert zu haben, folgert der Filmkritiker nach den anderthalb Stunden von "Dot the I" zielgenau: "Erstlingsfilm". Aus dem Katalog der Todsünden von Erstlingsfilmern hat sich Matthew Parkhill nämlich gleich mehrfach bedient. Sein gravierendstes Vergehen: Der Regisseur und Drehbuchautor versucht sich als Schlaumeier. Dazu versieht er seine Geschichte mit brüsken Wendungen und Doppelbödigkeiten, und man kann sich Parkhill vorstellen, wie er dabei mit schelmischem Grinsen in die Hände klatscht - und gar nicht merkt, wie er seine Geschichte höchstselbst grandios sabotiert.

Es beginnt überschaubar in einem Londoner Restaurant. In diesem feiert Carmen (Natalia Verbeke, "El hijo de la novia") mit Freundinnen ihren Polterabend. Als die scheidende Junggesellin dort nach französischem Brauch ein letztes Mal einen Jüngling küssen soll, fällt ihre Wahl auf Kit (Gael García Bernal). Dieser letzte, verbotene Kuss hat es jedoch in sich - die beiden verlieben sich Hals über Kopf. Dem sanften Drängen von Kit, der sie gar bei der Arbeit in einem Schnellimbiss aufsucht, gibt Carmen zögerlich, letztlich aber leidenschaftlich nach, derweil ihr Verlobter Verdacht schöpft. Doch dann findet sie sich plötzlich in einem grausamen Machtspiel wieder, in dem niemand ist, wer er zu sein vorgibt.

Die nun folgenden Wendungen seien hier natürlich nicht ausgeplaudert. Sie sind aber dermassen einschneidend, dass von einer Liebesgeschichte in der Folge gar nicht mehr gesprochen werden kann. Leider aber auch höchst unglaubwürdig und überkonstruiert im Bestreben, das Publikum zu verblüffen. Hilflos werden die Figuren wie Flipperkugeln durch die Handlung gedeppert, zur Profilierung des Filmemachers. Ein weiterer Fauxpas sind die Filmzitate, die Parkhill einstreut, als wolle er unbedingt Filmkenntnis beweisen - ohne damit jedoch Brauchbares anfangen zu können.

Der Regisseur macht indes auch etwas Entscheidendes richtig: Die männliche Hauptrolle hat er nämlich mit dem Shootingstar Gael García Bernal besetzt, damals durch "Amores perros" und "Y tu mamá también" gerade bekannt geworden, heute nach "La mala educación" und - bald - der Che Guevara-Biographie "The Motorcycle Diaries" schon ein klingender Name. Er ist nicht nur, was das weibliche Gros des Publikums überhaupt ins Kino locken wird, sondern tatsächlich zweifellos das Beste an diesem spinnerten Streifen.

10.11.2020

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 13 Jahren

Die Story ist gar nicht mal schlecht. Doch nachdem der erste Blick hinter die Kulissen des teuflischen Vorhabens die erste überraschende Wendung gebracht hat, ergeben sich alle folgenden wie von selbst. Dabei geht das Interesse verloren, man geht auf Distanz und kann sich nur noch an dem originellen Titel erfreuen. ’Das Tüpfelchen auf dem i’ ist auch nicht übersetzbar. Und nach kurzer Überlegung kann man einen Bezug zur Handlung herstellen. Die bewussten Anleihen an legendäre Filme vom Titel oder vom Inhalt her wirken ungeschickt und gewollt, wenn auch so beabsichtigt. Zwischen den Zeilen ist dann noch eine Medienschelte versteckt und der viel verbreitete Wunsch nach Starruhm und Glamour. Der holperige, übertrieben spanische Zungenschlag von Natalia Verbeke nervt. Sie hat ihre stärksten Momente beim Ritt auf der Matratze, wo sie zwischen ekstatischer Lust und Langeweile differenzieren muss.Mehr anzeigen


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