Schmalspurganoven USA 2000 – 94min.

Filmkritik

Small Time Crooks

Filmkritik: Gerhard Schaufelberger

Was geschieht, wenn Dummköpfe eine Bank ausrauben wollen? Sie kommen in den Knast? Falsch! Sie werden steinreich. Woody Allens Kleinganoven-Komödie wirft einen märchenhaften Blick auf den kleinen Mann, der durch schnelles Glück in der grossen Gesellschaft Einzug hält, um durch ebenso schnelles Pech wieder daraus verbannt zu werden. Macht nichts, denn dort gefällt's ihm nämlich gar nicht...

Der in jeder Beziehung kleine Tellerwäscher Ray Winkler (Woody Allen) hat einen genialen Plan, der so genial ist, dass man ihn bei Dagobert Duck und den Panzerknackern nachlesen kann: Aus dem Keller eines Lokals einen Tunnel graben, um die nahe gelegene Bank auszurauben. Verständlich, dass seine Frau Frenchy (prächtig: Tracy Ullmann) nicht begeistert ist von dem Vorhaben, denn erstens hat sie bei Winklers die Hosen an, und zweitens misstraut sie zu Recht den beiden linken Händen ihres trotteligen Männleins. Doch nach viel Überzeugungsarbeit kriegt er Frenchy auf seine Seite, und sie ist gewillt, sozusagen das Frontend für den Job zu organisieren: Sie soll oben im Lokal Kekse backen und feil bieten, während unten im Erdreich die kühnen Männer das Gold zu Tage fördern. Als es Ray mit seinen tollpatschigen Kumpeln nur gerade schafft, bis ins Nachbarhaus vorzudringen und zu allem Elend auch noch ein Cop von der Sache Wind bekommt, scheint das Fiasko perfekt. Bloss hat sich in der Zwischenzeit der Ruhm von Frenchy's Cookie-Shop wie ein Lauffeuer in ganz New York verbreitet, und die Kunden stehn schon frühmorgens Schlange, um an die Leckereien heran zu kommen...

TV-Superstar Tracy Ullman als resolute Prolo-Hausfrau und als ordinäre Neureiche mit rasendem Bildungsdrang ist pures Gold. Ihre Lektionen beim gedungenen Kulturmentor David (wunderbar schleimig: Hugh Grant), der ihr am Ende auch nur ans Geld und nicht, wie sie vielleicht insgeheim hoffte, an die Wäsche will, sind zum brüllen lustig. Auf den Anlässen des versnobten New Yorker Bildungsbürgertums wirkt sie wie eine bunte Krähe im Gottesdienst. Auch Ihr Geschmack ist beeindruckend: Die Innenausstattung von Ray und Frenchy's Wohnung nach der Ankunft des grossen Geldes im Hause Winkler ist ein einmaliges Feuerwerk von teurem Kitsch und Überladenheit, - am Werk war der dreifach oscarnominierte Santo Loquasto ("Radio Days", "Zelig","Bullets over Bradway").

Dagegen wirkt Woody Allen als Kleinproletarier und Ex-Knaster eher fehlbesetzt, und man kauft ihm weder seine Dummheit noch seinen Stand so richtig ab. "Small Time Crooks" ist mit Allens Komödien der frühen Siebziger verglichen worden, steht diesen aber an Dialogwitz und Originalität um einiges nach. Zu viele der Pointen sind voraussehbar. Er habe in erster Linie einen lustigen Film machen wollen, sagt Allen, und das ist ihm trotz allem stellenweise gelungen, denn immerhin ist es lustiger, einen guten alten Witz vorgetragen zu bekommen als einen schlechten neuen.

31.05.2021

3

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