Interview

Penélope Cruz: «Für mich ist Woody Allen einer der grössten Regisseure aller Zeiten.»

Interview: Portmann Media

Die Spanierin über Filmfestivals und ihre Rolle im neuen Woody Allen-Film.

Penélope Cruz: «Für mich ist Woody Allen einer der grössten Regisseure aller Zeiten.»

Q: Penélope, es freut mich immer, Sie zu sehen. Wir sind hier am Filmfestival von Cannes, um über den neuen Woody Allen-Film zu sprechen. Der Film versetzte uns bei der Aufführung gestern in gute Laune, denn er ist voller Energie und hat eine wunderbare Ausstrahlung. Vor allem, was Ihre Figur ­- Maria Elena – angeht. Sie ist ja ein sehr farbenfroher Charakter, nicht wahr?A: Ja, sie ist verrückt. Obwohl verrückt vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist. Sie ist jemand, der viel erdulden musste. Sie lebt an einem sehr dunklen Platz und fühlt sich gefangen in sich selbst. Sie versucht damit umzugehen, aber gleichzeitig fühlt sie einen grossen Schmerz, weil sie denkt, dass dies damit zu tun hat, weil sie so talentiert und speziell ist. Ihr wurde ja gesagt, dass sie ein Genie ist, seit sie ein kleines Mädchen war. Sie ist eine sehr komplizierte Frau, aber ich mag sie (lächelt). Es ist eine sehr attraktive Rolle. Als ich das Skript gelesen habe, wusste ich schon, dass es viel zu tun geben würde. Ich war schon ein wenig nervös, denn es geht in jeder Szene Vollgas zur Sache. Deswegen habe ich mir Sorgen gemacht.Q: Die Ausarbeitung der Figuren ist sehr gelungen und der Ton des Films ist sehr gut getroffen. Ich dachte zuerst, das könne ein wenig heikel werden. Aber Sie haben einen grossartigen Job gemacht. Fühlte es sich auch beim Dreh so an, dass dies ein sehr schneller Film wird, aber der Ton genau passt?A: Der Ton passt sogar sehr genau. Das ging aus dem Skript schon hervor. Als ich es gelesen habe, dachte ich, es sei eher eine Komödie, aber als wir dann drehten, habe ich so gespielt, als wäre es ein Drama. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, welche Momente lustig sein sollten, denn alles ging sehr schnell. Und Woody Allen will sowieso nicht, dass man alles zu stark analysiert. Das Resultat daraus ist dann lustig, gerade weil die Schauspieler nicht versuchen, lustig zu sein. Man versucht lediglich, die Szene gut hinzubekommen und die Figuren sind sowieso die ganze Zeit am Leiden. Ich glaube, daraus entsteht die Komik.Q: Das letzte Mal, als wir uns gesehen haben, haben wir uns über «Elegy» unterhalten, den Sie mit Isabel Coixet gedreht haben. Jetzt ist Woody Allen Ihr Regisseur. Wie stark müssen Sie Ihrem Regisseur vertrauen können, wenn es um teilweise heikle Aufnahmen mit Küssen oder Nacktszenen geht? Müssen Sie den Regisseur dafür gut kennen?A: Nicht aus diesen Gründen. Wenn man zu einem Projekt «ja» sagt, und mit jemandem zusammenarbeitet, will man einfach sein Bestes geben. Man will einfach einen Regisseur, der einem die Wahrheit sagt, wenn die Dinge gut laufen, aber auch, wenn etwas nicht so klappt, wie es sollte. Man will nicht immer hören «Das war ein gutes Take», denn das glaube ich einfach nicht. Ich will lieber jemanden, der ehrlich ist. Woody ist so und Pedro Almodóvar (Regisseur von «Volver») ebenfalls. Wenn etwas nicht gut funktioniert, dann sagen sie es einem und man versucht dann, es besser zu machen. Man hört einfach immer die Wahrheit.Q: Ist es Ihnen wichtig, hier in Cannes zu sein? Die Filme von Almodóvar und Woody Allen haben Sie hier zum Superstar gemacht und Ihnen eine gute Plattform geboten, um sich zu präsentieren.A: Ich mag Cannes. Es ist verrückt hier, wie im Zirkus. Ich kenne viele Leute hier. Vor allem solche, die für das Festival arbeiten und jedes Jahr hier sind. Man trifft auch immer viele Freunde, die auch am Festival teilnehmen. Ich habe viele gute Erinnerungen von meinen früheren Besuchen und dieser hier scheint auch gut zu werden. Q: Cannes ist immer eine gute Plattform. Hier werden Stars und gute Filme entdeckt. Denken Sie, es ist immer noch dasselbe wie früher? Sie sind ja schon seit einigen Jahren dabei.A: Im Bezug auf was meinen Sie das?Q: Im Bezug auf gute neue Projekte und Talente.A: Ich denke schon. Aus diesem Grund gibt es ja diese Festivals. Hier werden Filme zelebriert und es ist auch ein guter Weg, um neue Talente zu entdecken. Seien das nun Schauspieler, Regisseure oder Autoren. Das ist grossartig. Und es sieht immer so aus, als ob alle die ganze Sache sehr ernst nehmen würden (lacht), dabei kommt bei diesem Festival auch der Humor nicht zu kurz. Es ist aber grossartig hier. Mit einem Film herzukommen, den man mag und auf den man stolz ist, ist toll. Wenn man Glück hat, wird der Film von der Presse auch nicht zerrissen. Aber im Endeffekt ist der Film halt so, wie er ist. Wir haben das Glück, mit einem Film hier zu sein, den die Leute mögen. Man muss einfach immer mit dem Gedanken herkommen, dass hier nur die Arbeit zelebriert wird, die man gemacht hat. Der Wettbewerb ist da schon härter. Aber wir laufen mit unserem Film ausser Konkurrenz. Ich weiss aber, wie hart es ist, mitten im Wettbewerb zu sein. Aber dieses Jahr ist das nicht der Fall, deshalb kann ich mich ganz dem Humor widmen. Q: Wenn wir schon über Humor sprechen: Ist Spanien und insbesondere Barcelona stolz darauf, dass Woody Allen dort gedreht hat? A: Ja, alle waren sehr glücklich darüber, dass er dort gedreht hat. Er wird in Zukunft noch öfter dort drehen, denn er arbeitet immer noch mit derselben Produktionsfirma aus Spanien. Es ist gut, ihn dort zu haben, denn jeder in meinem Land liebt Woody Allen. Aber ich glaube, das ist auf der ganzen Welt so. Auf jeden Fall bei denen, welche seine Filme gesehen haben. Für mich ist er auf jeden Fall einer der grössten Regisseure aller Zeiten.

4. Dezember 2008

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