Interview

Josh Hartnett

Interview: Portmann Media

Der bodenständige Beau versucht die Leistung des Teams in den Vordergrund zu stellen und nicht durch Skandale Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Josh Hartnett

Q: Josh, die Charaktere in «The Black Dahlia», wie bei allen Filmen-Noir, sind psychologisch sehr anspruchsvoll. Sie haben eine Vergangenheit und eine Gegenwart und sind sehr kopflastig. Nach dem mussten Sie sich richten. Wie empfanden Sie das?A: Nun, kopflastiges Schauspielern, das ist es, wo ich meine Wurzeln habe. Ich liebe Filme-Noir. Ich habe jeden Film dieses Genres angeschaut, den ich in die Finger bekommen habe, bevor ich «The Black Dahlia» gemacht habe. Ich denke, dieser Film ist so etwas wie ein Klassiker, beziehungsweise die moderne Version eines Klassikers. Q: Diese Rolle gibt Ihrer Karriere bestimmt einen neuen Kick. Haben Sie das so geplant und sie nur deshalb ausgewählt?A: Ich bin ein furchtbarer Planer. Aber das ist es, was ich schon immer einmal machen wollte, einen Film, wo die Rolle sehr komplex ist. Denn ich selbst bin auch sehr komplex. Es ist sehr schwer, solche Rollen zu finden, die gibt es nur alle paar Jahre. Um diese wirklich grossartige Rolle zu finden, habe ich einfach ein wenig Zeit gebraucht. Sehen Sie, als ich jünger war, konnte ich so tolle Rollen wie die in «The Virgin Suicides» spielen. Sonst habe ich meistens den normalen, heldenhaften Typ gespielt. Halt den Typ, den die meisten Regisseure von mir sehen wollten. Deshalb war es nicht wirklich mein Fehler, dass ich keine grossartigen Charaktere kreieren konnte. Es kommt einfach immer darauf an, was von einem verlangt wird. So kam es auch, dass ich deswegen ein wenig frustriert war und mich ein wenig aus Hollywood zurückgezogen habe. Ich versuchte eine neue Richtung einzuschlagen.Q: Bei diesem Film gibt es nicht nur tolle Schauspieler, sondern auch einen Regisseur, der genau weiss, wie seine Vision aussehen soll. Haben Sie das genossen?A: Ja, absolut. Jeder sollte wissen, was er machen will. Wissen Sie, es ist schon eine Kunst, aber jedermann muss in seinem Job Ergebnisse liefern können. Und das ist halt das Medium eines Regisseurs. Wenn der Regisseur nicht weiss, was er machen will, sollte man ganz schnell wegrennen. Q: Filmfestivals sind vielbeachtete Anlässe. Sie sind ja jetzt das erste Mal hier in Venedig dabei. Können Sie etwas über die Geschehnisse hinter den Kulissen erzählen?A: Nun, Venedig ist zunächst mal sehr relaxt. Ich liebe es. Ich vergleiche es mit dem Sundance Festival oder Cannes. In Cannes kann man aber nicht einfach vor die Tür gehen. Es hat überall Paparazzi und das Ganze ist eine riesige Party. Hier in Venedig ist es etwas ruhiger und eleganter. Der Fokus liegt hier mehr auf den Filmen an sich. Die Leute nehmen die Filme sehr ernst bei diesem Festival. Ich liebe das, das ist cool. Q: Im Film spielen Sie einen Boxer. Es wird häufig übersehen, dass es für solche Rollen viel Training braucht. Wie sehen Sie das?A: Es ist sehr schwierig, ein Boxer zu werden. Ich mochte die Herausforderung und verbrachte sieben Monate in der Trainingshalle, was eigentlich viel zu viel war. Ich musste gar nicht so viel machen. Ich habe einfach mehr Zeit dafür aufgewendet, weil ich es gerne gemacht habe. Ich fand auch, dass ich dadurch besser begreifen konnte, wie meine Rolle die Welt sieht. Wenn ich mich als Boxer fühle, kann ich meine Rolle auch besser verstehen. Als ein Boxer, wenn man geschickt ist, wartet man, bis der andere etwas macht. Man hält den anderen auf Distanz, aber tut nicht wirklich viel. Man wartet einfach ab und beobachtet den anderen. So wollte ich meine Rolle spielen, immer abwartend, immer beobachtend, nur um dann vielleicht plötzlich zuzuschlagen. Die Welt meiner Rolle ist etwas aus den Fugen geraten. Alles wurde auf den Kopf gestellt, links wurde rechts, oben wurde unten. Er war so in das Ganze involviert, dass er einfach zu spät reagiert hat. Er hat seinen Freund verloren und verliert nun vielleicht auch sich selbst. Er könnte für den Rest seines Lebens gejagt werden. Das ist echt schon eine tragische Story. Q: Sie sind bodenständiger als die meisten anderen Hollywood-Schauspieler Ihrer Generation. Finden Sie es nicht befremdlich, wenn Sie in einem Film mit vielen schönen Frauen mitspielen und danach von den Paparazzi nur deswegen, also eigentlich aus dem falschen Grund, gejagt werden? A: Nun, ich glaube nicht, dass es einen richtigen Grund gibt, von den Paparazzi verfolgt zu werden. Aber Skandale oder Klatsch werden häufig verbreitet, um Filme zu promoten. Ich will halt einfach den Film in den Vordergrund stellen und zeigen, was wir geleistet haben. Alle, die hier mitgearbeitet haben, haben einen grossartigen Job geleistet.

27. Oktober 2006

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