Interview

Ridley Scott: «Wenn Sie eine Stunde mit Frank Lucas in einem Raum verbringen, finden Sie ihn sehr freundlich, angenehm und süss. Nach zehn weiteren Stunden will man für ihn arbeiten.»

Interview: Portmann Media

Ridley Scott und sein Team haben für «American Gangster» 180 Drehorte besucht.

Ridley Scott: «Wenn Sie eine Stunde mit Frank Lucas in einem Raum verbringen, finden Sie ihn sehr freundlich, angenehm und süss. Nach zehn weiteren Stunden will man für ihn arbeiten.»

Q: Ridley, es freut mich, Sie zu treffen. New York ist eine grossartige Kulisse für «American Gangster». Sie legen immer sehr viel Wert auf die richtige Periode, den Ton und die Symbolik bei den Epochen, die Sie in Ihren Filmen portraitieren. War das bei diesem Film schwierig?A: Nein (lacht). Nein, nicht wirklich. Es macht einfach Spass und ich liebe es, das zu tun. Ich habe mit meinen Nachforschungen begonnen, als gerade mal das Skript fertig war. Ich habe schon so früh wie möglich festgelegt, wie der Film aussehen sollte. Gleichzeitig mit dem Casting haben wir mit der Suche nach geeigneten Drehorten begonnen, was auch sehr wichtig ist. Ich war deshalb auch immer involviert. Wir haben schliesslich 180 Drehorte benötigt. Die meisten Leute wissen gar nicht, was das bedeutet. Normalerweise hat ein Film etwa 30 Drehorte und wir hatten 180. Eines der grössten Probleme war die Koordination. Das ist bei 180 Orten sehr schwierig. Allerdings nicht für mich, denn ich habe das nicht selbst gemacht. Ich bin nur jeweils am richtigen Ort erschienen (grinst). Q: Es war bestimmt auch eine Herausforderung, in diesem Film den richtigen Tonfall zu treffen. Man will ja nicht eine bestimmte Epoche oder die Gewalttätigkeit der Hauptfigur glorifizieren. Wie haben Sie das geschafft?A: Man muss einfach dem Material, das man hat, vertrauen. Man darf nicht versuchen, das zu verändern oder irgendwie zu verbiegen. Als ich das endgültige Skript gelesen habe, ertappte ich mich dabei, dass ich begann, Frank Lucas zu mögen. Ich dachte dann, dass das halt so sein muss. Es ist wie es ist. Einer der Erfolge dieses Mannes war sein Charme. Wenn Sie eine Stunde mit Frank Lucas in einem Raum verbringen, finden Sie ihn sehr freundlich, angenehm und süss. Wenn man dann noch zehn weitere Stunden mit ihm verbringt, will man für ihn arbeiten. Das geht einfach so nach und nach.

14. November 2007

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