Kritik5. September 2023

Venedig 2023: «Die Theorie von Allem»: Ein dunkles Geheimnis in den Schweizer Alpen

Venedig 2023: «Die Theorie von Allem»: Ein dunkles Geheimnis in den Schweizer Alpen
© IMDb

Auf den Filmfestspielen in Venedig gibt es Filme aus aller Welt. Unter den sehr wenigen deutschen Produktionen sticht in diesem Jahr der Mystery-Thriller «Die Theorie von Allem» deutlich hervor.

«Die Theorie von Allem»: Ein dunkles Geheimnis in den Schweizer Alpen

Timm Kröger | 118 min.

Ein Text von Michael Gasch

Johannes Leinert (Jan Bülow) ist in einer Fernsehsendung zu Gast, um sein Buch über die Theorie von allem dem Publikum näher zu bringen. Es geht um physikalische Gesetzmäßigkeiten und die Möglichkeit von Parallelwelten – Erkenntnisse, für die die Welt noch nicht bereit ist. Sein Buch fusst dabei auf einer Geschichte, die sich 12 Jahre zuvor in den Schweizer Alpen zugetragen hat. Im Zentrum stehen er und sein Doktorvater Dr. Julius Strathen (Hanns Tischler) sowie jede Menge mysteriöse Vorkommnisse, die meilenweit im Innern der Berge vor sich gehen.

Mehrere Filme und noch mehr Serienfolgen mit demselben Titel gibt es bereits, was wenig überrascht. Eine Weltformel, wie sie auch genannt wird, birgt immerhin genug filmisches Potential für Dramen («Die Entdeckung der Unendlichkeit» aus 2014) bis hin zu seltsameren Verfilmungen, welche zum Beispiel die Gottesfrage ins Zentrum rücken. Ergänzt wird die Liste nun durch Timm Krögers Werk, welches in eine ganz neuartige Richtung geht.

Kombiniert werden dafür erhabene Schwarz-Weiss-Bilder der Schweizer Alpen mit einer düsteren Geschichte und noch düsteren Atmosphäre. Heimatfilm trifft auf Film Noir und Mystery. Eine mutige Entscheidung, die viel filmische Finesse erfordert. Kröger braucht sich mit seinem Werk jedoch in keinster Weise hinter den grossen Festivalfilmen verstecken, vielmehr zieht er mit ihnen gleich.

Das liegt nicht nur an der visuellen Umsetzung (Kröger selbst hat genug Erfahrung als Kameramann), sondern an der Verschmelzung der unterschiedlichsten Filmgenres und -elemente. Da es, metaphorisch gesprochen, tief hinab in den Hasenbau geht, steht Mystery ganz weit oben. Krimi kommt in Form von Männern in schwarzen Mänteln hinzu, Suspense in Form von Unerklärlichkeit und Unberechenbarkeit. Die Assoziationen, die von Hitchcock über Kubrick (besonders «Shining»), bis hin zur Mystery-Serie «Dark» reichen, könnten nicht diverser ausfallen.

«Die Theorie von Allem» fühlt sich segmentweise ganz unterschiedlich an, was grandios ineinandergreift. Das Resultat spricht für sich, wenn man im Kinosessel einen immer grösseren Katzenbuckel macht und regelrecht in den Bann gezogen wird. Es ist in jedem Fall ein vielschichtig konzipiertes Werk aus Deutschland und ein Highlight auf den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig.

4 von 5 ★

«Die Theorie von Allem» erscheint am 28.12.2023 in den Schweizer Kinos.

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