Zvizdan Kroatien, Serbien, Slowenien 2015 – 123min.

Filmkritik

Liebe in Zeiten des Krieges

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Drei Jahrzehnte, drei Liebesgeschichten - Das Episoden-Drama Zvizdan ist ein dokumentarisch anmutender Film mit bemerkenswerten Darstellern, der zwei gegensätzliche, zerstörerische Kräfte einander gegenüberstellt: Liebe und Krieg.

Drei Liebesgeschichten spielen sich jeweils 1991, 2001 und 2011 vor dem Hintergrund des serbischen Bürgerkriegs ab. Die erste Episode handelt von dem Pärchen Jelena (Tihana Lazovic) und Ivan (Goran Markovic), das einen glücklichen Sommer miteinander verbringt und nur ein Ziel hat: gemeinsam vor dem aufziehenden Krieg zu fliehen. In der zweiten Geschichte geht es um die Serbin Nataša (Tihana Lazovic), die in ihr vom Krieg zerstörtes Haus zurückkehrt. Ein kroatischer Handwerker (Goran Markovic) soll ihr Zuhause wieder aufbauen, doch kann sie ihren Hass ihm bzw. den Kroaten gegenüber nicht verheimlichen. In der letzten Episode schließlich liegt der Krieg bereits lange zurück. Die Erinnerungen an ihn bestimmen aber nach wie vor den Alltag der Menschen.

Zvizdan war eine der großen Überraschungen von Cannes 2015. Das Drama von Dalibor Matanic wurde mit dem Großen Preis der Jury in der Kategorie "Un Certain Regard" ausgezeichnet. Zvizdan war der erste kroatische Film seit 1991, der in Cannes gezeigt wurde. Matanic gehört zu den erfolgreichsten kroatischen Filmemachern, bis heute am bekanntesten ist sein Drama Fine Dead Girls (2002), der unter Kritikern als einer der besten kroatischen Filme gilt. Die beiden Schauspieler Goran Markovic und Tihana Lazovic sind in Zvizdan in allen drei Episoden zu sehen.

Zvizdan ist geprägt von einer langsamen, bedächtigen Erzählweise und einer zurückhaltenden, eher beobachtenden Kameraarbeit. Nicht selten folgt die Kamera fast dokumentarisch den Figuren in die karge Natur und die flachen, oft von trockenen Sträuchern übersäten Landschaften. Dort schaut sie den Figuren dann entweder dabei zu, wie sie – an einem idyllischen See in der Sonne liegend – ihrer frischen Liebe frönen (erste Episode) oder wie sie in der Abgeschiedenheit der Natur den Verlust ihrer Lieben zu verarbeiten versuchen (zweite Episode). Glück bzw. Liebe und Leid liegen ohnehin nah beisammen in diesem emotional mitreißenden Film.

So werden z.B. die zwischen Nataša und Ante aufkeimenden Annäherungsversuche und zarten Flirts immer wieder "gestört" von Natašas Wut auf die Kroaten, was das Entstehen einer neuen Liebe fast unmöglich, zumindest aber hinderlich erscheinen lässt. Qualitativ bewegen sich alle drei Episoden auf gleich hohem Niveau. Es ist ein geschickter Schachzug, sie jeweils vor dem Krieg, kurz danach und lange danach anzusiedeln, um die unterschiedlichen Auswirkungen jener Jahre und Ereignisse auf die Menschen zu schildern. Die beiden Hauptdarsteller meistern ihre Aufgabe zudem brillant und verleihen jeder ihrer Figuren Seele, Charakter und – trotz aller dramatischen Umstände – Hoffnung.

14.04.2024

4

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