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Skandalträchtiges Hollywood – diese 10 Klassiker schrieben Filmgeschichte

Irina Blum
News: Irina Blum

Disney zeigt in Beauty and the Beast zum ersten Mal in einer Realverfilmung einen homosexuellen Charakter sowie einen Kuss zwischen einer weissen und einer schwarzen Person, mit Moonlight gewann ein Drama über einen schwulen, schwarzen Drogendealer im Armenviertel von Miami einen Oscar, die neue Wonder-Woman wird voraussichtlich bisexuell und im Teenager-Superheldenfilm Saban's Power Rangers entdeckt die Hauptdarstellerin Trini ihre Homosexualität. Hollywood scheint gerade sehr auf Fortschrittlichkeit zu setzen – obwohl diese moderne Progressivität mitunter auch in Amerika auf Widerstand stösst. In der Filmgeschichte finden sich zahlreiche Beispiele für Filme, die in der Öffentlichkeit einen Skandal ausgelöst haben – schlussendlich dann aber vielleicht darum sogar die Gesellschaft mitgeprägt haben. In der Bildstrecke zeigen wir zehn Klassiker, die ihrer Zeit voraus waren und damit Geschichte schrieben.

# 1 | Vor rund 120 Jahren löste der erste Kuss auf Grossleinwand einen grösseren Skandal aus: Eine Tageszeitung beauftragte 1896 den US-Erfinder und Filmpionier Thomas Alva Edison, die Kussszene aus dem New Yorker Lustspiel "The Widow Jones" nachzustellen. Viele fanden das widerwärtig und forderten gar eine Zensur des Stummfilmes - obwohl sich die Lippen der Schauspieler sogar nur andeutungsweise berühren. Heute finden wir eine solche Szene banal und die Reaktion von damals witzig, weshalb der Film 1999 in das "National Film Registry" als erhaltenswerter Film aufgenommen wurde. # 2 | Nur gut 35 Jahre später kam es auf der Kinoleinwand zum ersten Kuss zwischen zwei Frauen. In "Mädchen in Uniform" aus dem Jahr 1931 (im Bild: Neuverfilmung aus dem Jahr 1958 mit Romy Schneider) verliebte sich eine Internatsschülerin in ihre Lehrerin. Der Kuss fiel trotz der revolutionären Szene sehr keusch aus, denn damals gab es noch den sogenannte "Motion Picture Production Code", der besagte, dass ein Kuss höchstens drei Sekunden lang zu sehen sein darf - exzessives und lustvolles Küssen war schlichtweg verboten. # 3 | Zu den Zeiten des ersten Zungenkusses war dieser Production Code folglich nicht mehr gültig. Besagte Szene fand im Film "Fieber im Blut" aus dem Jahr 1961 statt. Darin geht es neben ausführlichen Kussszenen auch sonst fortschrittlich zu und her: sexuelle Unterdrückung und manisch-depressive Störungen gehören zu den Kernthemen des Films und bescherten ihm damit einen Oscar für das beste Drehbuch sowie die Aufmerksamkeit im damals noch eher prüden Amerika. # 4 | Während dem Production-Code war auch explizit die Darstellung von gemischten Paaren verboten. In "The Crimson Kimono" (1959) wurde dieses Verbot umgangen, indem sich eine weisse Frau in einen Japaner verliebt - wortwörtlich war nämlich nur die Liebe zwischen weissen und dunklen Personen verboten. # 5 | Rund acht Jahre später war dann auch dies erlaubt. Der Klassiker "Rat mal, wer zum essen kommt" mit Hollwood-Ikone Katharine Hepburn war einer der ersten Filme, der die Beziehung zwischen einer Weissen und einem Schwarzen thematisierte und damit seinen Teil gegen die Rassendiskriminierung beitrug. Was damals für ziemlichen Aufruhr sorgte, gilt heute wohl als selbstverständlich. # 6 | Aber Hollywood kannte auch noch weitere Tabuthemen: Drogensucht war zum Beispiel eines von ihnen. 1955 wagte sich Regisseur Otto Preminger genau an diese Thematik heran und inszenierte mit Frank Sinatra als Drogen-Junkie und Glücksspieler einer der ersten Drogenfilme dieser Zeit. Aufgrund des Production-Codes bekam der Film keine Lizenz und konnte nur in wenigen Kinos gezeigt werden. Trotzdem vermochte es der Streifen, viele Besucher anzulocken und führte gar dazu, dass ein Jahr später Themen wie Drogensucht von der verbotenen Liste gestrichen wurden. # 7 | Skandalträchtig war auch der Film "Philadelphia" aus dem Jahr 1993, in dem Tom Hanks einen homosexuellen Anwalt spielt, der aufgrund seiner sexuellen Orientierung und seiner AIDS-Erkrankung seine Anstellung verliert. Damit ist der Film die erste Hollywood-Produktion, die sich kritisch mit dem gesellschaftlichen Umgang von Homosexualität und HIV auseinandersetzte. Zum Kinostart gingen dann auch zahlreiche Angehörige von Kirchen und traditionellen Vereinen auf die Barrikade, um die Veröffentlichung des Films zu stoppen. # 8 | Auch das Rollenbild der Frau hat sich im Laufe der Filmgeschichte sehr gewandelt. Wer hätte es gedacht, aber auch der Kultfilm "Frühstück bei Tiffany" aus dem Jahr 1961 hat seinen Teil dazu beigetragen. Obwohl der Film häufig für seine rassistische Darstellung des Japaners Mr. Yunioshi kritisiert wird, ist die Hauptperson Holly Golightly (Audrey Hepburn) eine für diese Zeit sehr fortschrittliche Frau mit einem eher ungewöhnlichen Beruf für einen Hollywood-Film aus dieser Zeit - es wird angenommen, dass sich Holly Golightly ihren Lebensunterhalt als Callgirl verdiente. # 9 | Die Veränderung der Darstellung von Frauenrollen im Film merkt man auch dem Roadmovie "Thelma & Louise" aus dem Jahr 1991 an: Darin erschiessen eine Kellnerin und eine Hausfrau einen Vergewaltiger und fliehen in einem Ford Thunderbird. Dass Frauen die Hauptrolle in einem Film spielen und dabei so aktiv handeln, hat das Frauenbild in Westeuropa und Amerika merklich mitgeprägt und so zur Geschlechtergleichstellung beigetragen. # 10 | Unvergessen natürlich auch der Western-Film "Brokeback Mountain" aus dem Jahr 2005, der die Liebesgeschichte zweier amerikanischer Cowboys über eine Zeitspanne von 20 Jahren erzählt. Für die Schwulen-Community hat der Film noch heute eine grosse Bedeutung, konservativ-christliche Kreise nahmen die Darstellung homosexueller Cowboys hingegen als Bedrohung des "American Way of Life" wahr. Und auch heute sorgen Filme, die sich Tabuthemen annehmen, immer noch für Kontroversen... ...zwar wurde Eddie Redmayne für seine Darstellung der Transsexuellen Lili Elbe in "The Danish Girl" gelobt und sogar für einen Oscar nominiert, seitens der Transgender-Szene kam jedoch Kritik auf, dass für die Rolle einer Transgender-Frau ein Mann gecastet wurde. 
 Aktuell scheint Hollywood den Fortschritt enorm zu begrüssen. Disney zum Beispiel portraitiert in "Die Schöne und das Biest" mit LeFou (rechts im Bild) zum ersten Mal einen offen homosexuellen Charakter. Ausserdem soll es im Märchen als weitere Premiere für eine Realverfilmung der Maus-Firma zu einem Kuss zwischen einem gemischten Paar kommen. Andere grosse Hollywood-Produktionsfirmen ziehen mit... ...so sorgt Lionsgate dafür, dass wir aktuell den ersten homosexuellen Superhelden auf der Leinwand sehen können - Trini, eine der Power Rangers, berichtet im Film nämlich über ihre Probleme mit ihrer Freundin. Und auch um die D.C. Produktion "Wonder Woman", die am 15. Juni in die Schweizer Kinos kommt, gibt es Gerüchte: Wonder Woman soll nämlich offen bisexuell sein. Wir sind gespannt und freuen uns darüber, dass Hollywood anscheinend auch mit den letzten Tabuthemen aufzuräumen versucht!

24. März 2017

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