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Opfer der DDR

Wisi Greter
News: Wisi Greter

Wie erst gestern bekannt wurde, ist der deutsche Schauspieler Ulrich Mühe am Sonntag verstorben.

Opfer der DDR

Zu den Stars des deutschen Kinos, so wie man sie in den Boulevard-Magazinen gerne über rote Teppiche schreiten sieht, gehörte Ulrich Mühe nie. Dazu war Mühe zu sehr Schauspieler: Seine Karriere begann am Theater, er spielte an der Berliner Volksbühne, am Deutschen Theater, bei den Salzburger Festspielen, an der Wiener Burg. Fürs Kino spielte er unter anderem in Bernhard Wickis «Das Spinnennetz», in Michael Hanekes «Funny Games» sowie in «Der Stellvertreter». Fernsehen mochte Mühe weniger, doch als Gerichtsmediziner in «Der letzte Zeuge» (ZDF) begeisterte er Kritiker und Publikum.

Sein grösster Erfolg aber war die Darstellung eines Stasi-Offiziers in Florian Henckel von Donnersmarcks «Das Leben der Anderen». Dafür wurde er mit dem Deutschen und dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet und durfte mit dem Regisseur den Oscar für den besten fremdsprachigen Film abholen. Einen Augenblick lang wurde Mühe dann doch zu einem Star. Und das Szenenfoto, das Mühe als Geheimdienstler beim Abhören eines dem DDR-Regime Verdächtigen zeigt, ist mehr als eine Werbeaufnahme für einen guten Film, es ist auch zu einer Ikone geworden, die den unzähligen Stasi-Aufpassern buchstäblich ein Gesicht gab.

Mühe selber war ebenfalls ein Opfer der DDR: Im Buch zum Film «Das Leben der Anderen» gab der Schauspieler zu Protokoll, seine zweite Ehefrau, Jenny Gröllmann, habe informelle Kontakte zur Stasi gepflegt (wegen einer einstweiligen Verfügung durfte das Buch so nicht verbreitet werden) und ihn, einen der Initiatoren der Demonstration vom 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz, bespitzelt. Auch Mühes Tod selbst ist eine Spätfolge der DDR: Der damalige Wehrdienst an der Berliner Mauer verursachte bei ihm Magengeschwüre und die waren wohl mitschuldig am Magenkrebs, an dem Mühe verstarb. Öffentlich sprach Mühe erst vor ein paar Tagen von seiner Krankheit, und auf seinen Wunsch hin wurde auch sein Tod erst nach seiner Beerdigung bekannt gegeben.

26. Juli 2007

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