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«Ein elftägiger Werbespot für den Film»

Stefan Gubser
News: Stefan Gubser

Zurich Frauen Film Festival? TV-Serien im Kino? Am 25. September wird die 10. Ausgabe des Zurich Film Festival eröffnet – heute war die Medienkonferenz, erstmals im «Hotel Widder». Ein Mitschnitt.

«Ein elftägiger Werbespot für den Film»

Das 10. Zurich Film Festival wird so weiblich wie keines zuvor.

Man habe in Zürich immer wieder viel Testosteron versprüht, sagte ZFF-Co-Direktor Karl Spörri. Und schmunzelte. Dieses Jahr stünden nun starke Frauen im Mittelpunkt, auch wenn «es mehr Zufall ist, dass es so gekommen ist», wie Nadja Schildknecht ergänzte, lächelnd. Warum auch immer: Mit Golden-Ager Diane Keaton erhält erstmals eine Frau den «Golden Icon». Mit Susanne Bier, der dänischen Oscar-Regisseurin, hat erstmals eine Frau in der Jury das letzte Wort. Der «Tribute to»-Award geht an die Französin Claire Denis. Und eröffnet wird das 1. Zurich Frauen Film Festival durch Bundesrätin Simonetta Sommaruga.

Wie lang ist der rote Teppich, der in Zürich auch dieses Jahr wieder grün ist?

Ellenlang – nicht nur, weil mit Antonio Banderas, Benicio del Toro oder Liam Neeson wieder grosse Namen in deutschen Edelkarossen vorgefahren werden. Der rote Teppich für die Stars, im rot-grünen Zürich seit einigen Jahren aus angeblich ökologischen Gründen bekanntlich grün gehalten, wird vom Festivalzentrum auf dem Sechseläutenplatz bis hinüber zum Kino Corso ausgerollt.

Was hat man sich zum zehnjährigen Jubiläum einfallen lassen?

Cate Blanchett eröffnet eine Fotoausstellung im Festivalzelt. Man hat ein Fotobuch über die ersten zehn Jahre ZFF herausgebracht. Und erstmals findet der «72 Stunden Contest» statt, mit dem man «spielerisch neue Talente entdecken und Berührungsängste mit dem Film abbauen will» (Schildknecht). Will heissen: Gesucht wird der beste Filmclip zu einem vorgegebenem Thema, der in nur 72 Stunden realisiert wird und nicht eine Sekunde länger ist als 72.

Neu ist doch auch, dass man sich am ZFF TV-Serien im Kino anschauen kann?

Korrekt. Zum 10. Geburtstag lanciert das Zurich Film Festival die Sektion «ZFF TVision»; gezeigt werden TV-Serien, die in der globalen Fernsehwelt von sich reden machen oder vor dem Durchbruch stehen. Auf dem Programm steht auch eine Serie mit Schweizer Beteiligung: Hand of God, eine Produktion aus dem Hause Amazon, bei der Bond-Regisseur Marc Forster Regie führte.

Gibt es einen grünen, pardon, roten Faden, der sich durch die Prestige-Sektion «Internationaler Wettbewerb» zieht?

Einen blutroten. «Der Blick hinter die Schlagzeile», das Wettbewerbs-Motto des Vorjahres, war so gut, dass es immer noch passt. Thematisch hat sich der Blick allerdings etwas verengt: Der Krieg, so Spörri, halte die Filme im Innersten zusammen – der Krieg in der Welt, der Krieg zuhause. Chrieg: So heisst denn auch ganz programmatisch der einheimische Wettbewerbsbeitrag.

Ist das Zurich Film Festival immer noch nur ein Event oder nach zehn Jahren endlich zu einem richtigen Filmfestival geworden?

Eine heikle Frage, die nicht etwa ein Journalist stellte, sondern Spörri höchstselbst. Und er lieferte auch gleich die Antwort – wobei man ihm anzusehen meinte, dass er die kritischen Stimmen, die das Festival seit Jahren begleiten, leid ist. Ein Filmfestival müsse den Film auf «gute, laute, schrille und tief greifende Art» feiern, sagte Spörri. So gesehen werde das 10. Zurich Film Festival «ein elftägiger Dauerwerbespot für den Film».

Alle Filme, alle Trailer, alle News – in unserem grossen ZFF-Special.

11. September 2014

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