Kritik26. September 2017

«Victoria und Abdul»: Vom Dienen und Herrschen

«Victoria und Abdul»: Vom Dienen und Herrschen

Bereits vor zehn Jahren hat der britische Regisseur Stephen Frears mit «The Queen» in die privaten Gemächer der regierenden Königin Elizabeth II. geblickt – und das sehr erfolgreich, gab es doch unter anderem für Hauptdarstellerin Helen Mirren einen Oscar als beste Hauptdarstellerin. Mit seinem neuesten Film «Victoria & Abdul» wandelt Frears erneut auf royalen Pfaden, allerdings dreht er dieses Mal die Zeit ein paar Jahrzehnte zurück.

Filmkritik von Cornelis Hähnel

London 1887. Seit 50 Jahren regiert Queen Victoria das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland. Während den Feierlichkeiten zum 50. Thronjubiläum lernt sie den indischen Bediensteten Abdul kennen und beruft ihn an den königlichen Hof. Abdul bringt der Königin die indische Kultur und Sprache näher und zwischen der eigensinnigen Monarchin und dem aufgeweckten Angestellten entwickelt sich zur Überraschung beider eine Art Freundschaft, die jedoch nicht von allen am Hofe goutiert wird...

Mit einer Regierungszeit von über 63 Jahren war Queen Victoria die am längsten amtierende britische Königin – bis ihre Ur-Urenkelin Elizabeth II. im September 2015 diesen Amtsrekord übertroffen hat. Doch Frears interessiert sich nicht für die dekadenübergreifende Biografie, wie schon bei Die Queen, wo er sich nur auf die Wochen nach dem Tod von Lady Diana konzentriert hat, skizziert er auch Queen Victoria lediglich anhand einer wahren Episode aus ihrem Leben.

Zwischen Abdul und der Königin entwickelt sich zur Ungunst vieler eine spezielle Freundschaft.

«Zwar wird man das Gefühl nicht los, dass Frears lediglich sein Erfolgskonzept „Mensch statt Monarchin“ zu wiederholen versucht, aber letztlich funktioniert es auch ein zweites Mal.»

Die Parallelen zwischen den beiden Filmen sind nicht nur aufgrund der Protagonistinnen offensichtlich, auch die Erzählhaltung ist durchaus ähnlich. Wie damals bereits Queen Elizabeth stößt Frears auch Queen Victoria vom Thron der unterwürfigen Ehrfurcht (ohne jedoch den Respekt zu verlieren) und zeigt sie als selbstbewusste, mitunter aber starrsinnige Frau mit Schwächen und Fehlern. Zwar wird man das Gefühl nicht los, dass Frears lediglich sein Erfolgskonzept „Mensch statt Monarchin“ zu wiederholen versucht, aber letztlich funktioniert es auch ein zweites Mal.

Dies liegt vor allem am feinsinnigen, britischen Humor, der sich durch den Film zieht. Zum Glück, da Victoria & Abdul einen deutlichen Hang zum Kitsch hat, der immer wieder vom Humor in die Schranken gewiesen wird. Doch so fein die Komik, so unverhohlen ist der visuelle Protz - Frears genießt es sichtlich, die opulente Ausstattung ausgiebig zu zelebrieren. Über weite Teile dominieren immer wieder die reinen Schauwerte eines Kostümsfilms, die jedoch außer Glanz und Gloria wenig Fallhöhe bieten.

Spielt nach «Ihre Majestät Mrs. Brown» zum zweiten Mal Königin Victoria: Dame Judi Dench.

Dass Victoria & Abdul trotz Pathos und visuellem Prunk durchaus sehenswert ist, liegt neben Frears leichtfüßiger Erzählweise vor allem an der wunderbaren Dame Judi Dench, die als störrische Queen Victoria brilliert und dank der man getrost über einige Fehler im cineastischen Protokoll hinwegsehen kann.

Victoria und Abdul läuft ab dem 28. September in den Kinos. Lust auf den Film bekommen? In unserem Wettbewerb kannst Du 2 von 6 Tickets für das Historiendrama gewinnen!

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