Artikel24. Juli 2018

3 Gründe, warum der Horror-Schocker «Hereditary» polarisiert

3 Gründe, warum der Horror-Schocker «Hereditary» polarisiert
© Ascot Elite

«Hereditary» sorgte am Sundance Film Festival für Furore, wurde von Kritikern bereits mehrfach mit Horrorklassikern wie «Rosemaries Babie» und «The Exorcist» verglichen und beschert Ari Aster ein aufsehenerregendes Filmdebüt. 3 Gründe, warum der Hybrid aus Horror und Drama polarisiert.

1. Der Mix aus Horror und Drama spricht nicht alle an.

Familie Graham lebt relativ abgeschottet am Waldrand, die Grossmutter verstirbt, und das Familiengefüge wird dadurch ins Wanken gebracht: Während es Ari Asters primäres Ziel war, mit «Hereditary» ein solides und mit Horror-Elementen angereichertes Familiendrama zu schaffen und es Toni Collette in den ersten zwei Dritteln des Films mit Bravour gelingt, die Handlung fast schon im Alleingang durch ihre oscarverdächtige Performance als traumatisierte Mutter zu tragen, gelingt es dem Film leider nicht, alle Kinogänger zu begeistern.

Einerseits zieht sich der erste mehr drama- als horrorartige Teil des Streifens nämlich für den einen oder anderen Horror-Fan etwas gar zu sehr in die Länge. Andererseits liegt ein – für das Genre eher untypischer – starker Fokus auf den Figuren, die bis zum infernalen Finale im Scheinwerferlicht stehen. Weil sich der Film beim Fortschreiten der Handlung und der Entwicklung seiner Figuren zunächst dermassen viel Zeit lässt, scheinen sich die Ereignisse im letzten Teil schliesslich zu überschlagen.

Die Folge: Während die einen Zuschauer sich für den puren, brachialen Horror des letzten Teils des Streifens sehnsüchtig gedulden müssen und den subtileren ersten zwei Dritteln nur wenig abgewinnen können, scheinen andere eben gerade diese um ein Vielfaches zu schätzen – und werden dafür durch ein haarsträubendes Finale abgeschreckt.

So gründet «Hereditary» auf zweierlei Arten von Horror: Einerseits thematisiert der Film eine Familientragödie, die durchaus ähnlich hätte vonstatten gegangen sein können, andererseits liefert er schliesslich aber auch den Horror-Stoff, aus dem Albtäume gemacht sind. Worin der wahre Horror nun wirklich bestehen mag, liegt im Auge des Betrachters.

Diese Familie umgibt ein düsteres Geheimnis. © IMDB

2. Der Film steht und fällt mit unterschiedlichen Interpretationsansätzen.

Trotz einer reichlich originellen, künstlerisch ausgefeilten Inszenierung, die weder leicht zu verdauen noch zu vergessen sein dürfte, könnte die grosse Interpretationsfreiheit von «Hereditary» zu einem möglichen Stolperstein für den Horror-Schocker werden. Ein Grund, warum «Hereditary» das Kinopublikum in zwei Lager spaltet, liegt nämlich in der individuellen Interpretation des Films begründet: Während sich die einen nämlich auf eine psychologische Auslegung stützen, begeben sich andere bei ihren Interpretationen auf eine übernatürliche Schiene, was schliesslich sogar die Grundaussage des Films hinterfragen lässt.

Präsentiert Ari Aster mit seinem Film, welch desaströsen Einfluss eine zerstörerische, toxische Beziehung zu einer dysfunktionalen Familie für die eigene Entwicklung und die eigenen Entscheidungen haben kann, geht es in seinem Film primär um Trauerverarbeitung, oder doch um übernatürliche Vorgänge? «Hereditary» bietet den Zuschauern eine riesige Interpretationsfreiheit, mit der leider noch lange nicht alle etwas anfangen können.

Toni Colettes phänomenale Schauspielkunst lässt einen erschaudern. © Ascot Elite

3. Das Ende ist nicht jedermanns Sache.

Eines muss man Ari Aster lassen: Falsche Fährten zu legen, scheint seine persönliche Königsdisziplin zu sein. Sein Debüt «Hereditary», das in einigen Punkten auf seiner eigenen Familiengeschichte basieren soll, lebt vom Werweissen der Zuschauer und hinterlässt viele nach Filmende – entweder aus Schock oder aus Ungläubigkeit – sprachlos im Kinosaal sitzen. Die Wendung, die der mit nahezu grenzenloser Symbolik aufgeladene Streifen schliesslich nimmt, hat es zwar in sich, ist aber bei weitem nicht jedermanns Sache. Die Macher des Horror-Shockers greifen für das grosse Finale des Films schliesslich besonders tief in die Trickkiste, verzichten weder auf reichlich Kunstblut noch auf ausführliche und makabere Darstellungen von Übernatürlichem: Eine künstlerische Entscheidung, die polarisiert.

Je nach Interpretationsansatz und eigenem Gusto besticht «Hereditary» letzten Endes als brillantes Erstlingswerk oder bewegt sich an der Grenze zur Absurdität. Nur eines steht fest: Wer sich den Film ein zweites Mal anschaut, der wird ihn mit ganz anderen Augen sehen…

Ein Schicksalsschlag jagt den nächsten: Peter (Alex Wolff) steht das Schlimmste noch bevor. © Ascot Elite

Was war euer Eindruck von «Hereditary»? Habt ihr ein solches Filmende erwartet? Welche Szenen haben euch besonders schockiert – oder hat euch der Ausgang der Story gar kalt gelassen? Und würdet ihr euch den Streifen ein weiteres Mal ansehen?

Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

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