Bruno Manser - Die Stimme des Regenwaldes Schweiz 2018 – 142min.
Filmkritik
Vom verträumten Seelenheilsucher zum engagierten Umweltschützer
Niklaus Hilber zeichnet den Werdegang des Schweizer Ethnologen und Umweltaktivsten Bruno Manser nach.
Der Regenwald ist die Lunge der Erde, sein Erhalt eines der wichtigsten Anliegen von Ökoaktivisten. Dass dem so ist, verdankt man unter anderem dem Basler Bruno Manser (1954-2005), der einige Jahre im Regenwald von Borneo lebte und – als Mitte 1980er-Jahre dessen Massenabholzung begann – zusammen mit den einheimischen Penan den Kampf für den Erhalt ihres Lebensraumes aufnahm.
Nach Borneo aufgebrochen, und damit setzt Hilbers Film ein, ist Manser allerdings aus ganz anderen Gründen. Er sucht innere Ruhe. Will herausfinden, wie sich das Leben jenseits von Konsumismus und ohne Errungenschaften der Industrialisierung anfühlt; minutenlang fliegt die Kamera zum Filmanfang über eine bewaldete Hügellandschaft; auf einem Boot lässt sich Manser in die Tiefen des Dschungels führen.
Ob er da wirklich bleiben wolle, fragt der Bootsmann, und warnt, es sei gefährlich und werde ihn das Leben kosten. Manser aber bleibt und schlägt sich durch den Dschungel, bis er nach Tagen auf eine Sippe einheimischer Penan stösst. Langsam nähert er sich den Nomaden an. Lernt ihre Sprache und Lebensweise und wird, von Häuptling Along Sega unter die Fittiche genommen, zum «Laki Penan» («weissen Penan»), als den man ihn aus Christoph Kühns Dokumentarfilm von 2007 bereits kennt.
Bis ein Späher Manser und die anderen nach geschätzt 20 Minuten zur ersten Schneise der Verwüstung führt, schwelgt Hilbers Film in paradiesischer Idylle; dass sich über die sensationellen Bilder von Matthias Reisser zu Beginn die Schöpfungsgeschichte legt, droht den Film ebenso in die Ecke des Ethnokitschs zu drücken, wie die (erfundene) Lovestory zwischen Manser und einer Penan-Frau. Doch ein bisschen künstlerische Freiheit ist in einem fiktiven Biopic statthaft – und mit Auftauchen der Holzfäller ist die Idylle vorbei.
Hilber hat für Bruno Manser - Die Stimme des Regenwaldes viel Aufwand betrieben und liess bei der Umsetzung grosse Sorgfalt walten. Er hat vor Ort gedreht, liess die Penan von einheimischen Laiendarstellern spielen, vor allem Nick Kelesau in der Rolle Segas erweist sich als schauspielerisches Naturtalent. Ein eigentlicher Glücksgriff aber ist Sven Schelker als Manser. Er sieht mit blauen Augen und blondem Haar dem braunäugigen und -haarigen Manser zwar nicht sonderlich ähnlich. Aber er hat sich mit grosser Sensibilität und spürbarer schauspielerischer Hingabe in die Persönlichkeit dieses Mannes eingefühlt, der auszog um seinen Seelenfrieden zu finden und zu einem der wichtigsten Umweltaktivsten seiner Zeit wurde.
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Kommentare
Eine einzige leicht schwache Szene, bei der Frau, als sie ihn dabehalten will. Ansonsten sehr gut, kein Kitsch, mit Graustufen, hintergründig und irgendwie doch leicht zum Sehen, trotz schwerer Thematik kein Deprofilm. Inspirierend auf jeden Fall. Gute Musik, tolle Naturaufnahmen, mehrmals sogar ausgesprochen witzige Dialoge. Für alle Schweizer ein absolutes Muss und alle anderen sollen auch gucken.… Mehr anzeigen
Ich im Vorfeld zunächst etwas skeptisch. Aufgrund negativer Kritiken befürchtete ich, dass ich mit einem Heldenepos oder einer Idealisierung der Naturvölker konfrontiert werde. Nach dem Film kann ich diesen Eindruck nicht bestätigen: Der Film ist eine glaubwürdige und differenzierte Annäherung an Bruno Manser. Der überragende Hauptdarsteller spielt die Figur Manser übveruegend - ein Mann, der sein ganzes Leben für die Rechte der Penan gewidmet hat und dafür wohl mit seinem Leben bezahlt hat. Der Durchhaltewillen und die Kompromisslosigkeit von Manser ist schon beeindruckend. Auch die übrigen schauspielerischen Leistungen sind hervorragend, insbesodnere die Penan. Eine einzige Schwäche hat der Film: die Liebsesgeschichte fand ich überflüssig, der Film hätte das nicht nötig gehabt. Zusammenfassend auf jeden Fall einer der besten Schweizer Filme der letzten Jahre.… Mehr anzeigen
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