News

«Eastern Promises»: unzensiert unverdaulich?

Pascal Blum
News: Pascal Blum

Die britische Filmprüfstelle hat entschieden, David Cronenbergs neuen Thriller ohne jegliche Schnitte zu zeigen. Einige Kinogänger und mehrere Kommentatoren sind darüber erstaunt, gehe es doch in «Eastern Promises» äusserst brutal zu.

«Eastern Promises»: unzensiert unverdaulich?

In der Geschichte über die russische Mafia in London werde einem mehrmals ein Messer ins Auge getrieben und es werden zweimal anatomisch genau Kehlen durchgeschnitten. Konservative Kommentatoren und ein früherer Chef werfen der britischen Filmprüfstelle nun vor, sie hätte den Bezug zu Realität verloren.

Das ist lustigerweise ein ähnlicher Vorwurf, der David Cronenberg früher in der umgekehrten Richtung Zensoren gemacht hat. Schnitten diese Gewaltszenen heraus, würden sie selbst nicht zwischen Kino und Realität unterscheiden: Sie gingen nämlich davon aus, dass brutale Sequenzen die Brutalität des Zuschauers fördern.

Nun ärgert man sich aber darüber, dass «Eastern Promises» mit Viggo Mortensen und Naomi Watts, in England ab 18 zu sehen, nicht geschnitten wird: Scheinbar verrichte die Prüfstelle ihre Arbeit nicht richtig. Der Film profitiert davon, dass das British Board of Film Classification (BBFC) Gewaltszenen nur dann herausschneidet, wenn sie etwa in Verbindung mit Genuss oder drastischen Darstellungen von Vergewaltigungen stehen.

In der Tat gibt sich die Stelle ausgesprochen liberal: Sie sei lediglich dazu da, das Publikum zu informieren. «Zuschauer haben eine Ahnung davon, was sie von einem Cronenberg-Film erwarten können», schreibt das Board. Bei uns läuft «Eastern Promises» am 27. Dezember an, eine Zensur ist in der Tradition Schweizer Kinokultur höchst unwahrscheinlich.

24. Oktober 2007

Weitere News

David Cronenberg vor «Eastern Promises»-Sequel

10 Kino-Highlights für den Monat Juli

Film-News: Skandal um «Star Wars»-Spinoff und keine Blech-Action mehr für Mark Wahlberg

Bildrausch Basel: Ein Fest für den Film