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Die Leoparden von Locarno

Martin Glauser
News: Martin Glauser

Nachdem es um den Bären im Graubünden etwas still geworden ist, wollen wir schauen, was die Leoparden im Tessin machen. Diese wurden am Samstag zum Abschluss des Filmfestivals Locarno vergeben.

Die Leoparden von Locarno

Den Hauptpreis, nämlich den Goldenen Leoparden, durfte der aus Südamerika stammende US-Regisseur Rodrigo Garcia für seinen Episodenfilm Nine Lives engegennehmen. Der Film zeigt nacheinander Schlüsselmomente im Leben von neun verschiedenen Frauen, dargestellt von Leuten wie Glenn Close, Holly Hunter, Kathy Baker, Sissy Spacek und Robin Wright Penn, die alle denn auch gleich noch ex aequo als Besten Schauspielerin ausgezeichnet wurden.

Die Leopardenvergabe an den den kommerziellsten und einzigen Film aus den USA hat zu Kritik Anlass gegeben: Im letzten Jahr von Irene Bignardi als künstlerische Direktorin wurden unzählige Ehren- und Sonderauszeichnungen vergeben, Schweizer Filme und eher sperrige Werke wurden aber übergangen und Nine Lives erhielt gleich zwei der prestigeträchtigsten Preise von Locarno.

Die Filme, die von der Jury mit nur einer besonderen Erwähnung bedacht wurden, waren von der Kritik favorisiert worden: Der stille Fantasyfilm The Piano Tuner of Earthquakes von den Quay Brothers oder La guerra di Mario (Italien). Der Publikumspreis ging an das substanzlose Märchen Zaïna, cavalière de L'Atlas.

Eine gewisse Entscheidungsunfreudigkeit bewies die Jury auch mit dem Silbernen Leoparden für das beste Erstlings- oder Zweitlingswerk: 3 Grad kälter von Florian Hoffmeister war auf die Hundertstelsekunde gleich gut wie der iranische Film We Are All Fine von Bizhan Mirbaqeri.

In Locarno erhält auch der zweitbeste Film einen Leoparden: nämlich der deutsche Beitrag Fratricide von Yilmaz Arslan, ein Film über Asylbewerber in Deutschland. Der verdiente Spezialpreis der Jury ging an Un couple parfait vom Japaner Nobuhiro Suwa. Leer aus ging hingegen Snow White von Samir, der als einziger Schweizer Film im Wettbewerb startete.

Zum Abschluss des 58. Filmfestivals wurde der Nachfolger von Irene Bignardi, Frédéric Maire den Medien vorgestellt. Der bereits vorher herumgereichte Kandidat für die künstlerische Direktion des Festivals ist Neuenburger und Gründer der Zauberlaterne, ein Filmklub für Kinder. Maire hat bereits als Pressechef fürs Festival gearbeitet und gilt als Organisator und Macher und weniger als leidenschaftliche Filmliebhaberin wie die Römerin Bignardi. Diese wurde am Samstag vom Präsidenten Marco Solari mit geschmackslosen Abschiedsgeschenken (Kristalle und Medaillien) bedacht. Das Publikum bedankte sich für ihr fünfjähriges Engagement mit einer Standing Ovation.

14. August 2005

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