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Berlinale, die Siebenundfünfzigste

Beatrice Minger
News: Beatrice Minger

Der Eröffnungsfilm «La vie en rose» (Bild) ist in vielerlei Hinsicht ein passender Einstieg in die 57. Filmfestspiele in Berlin: Im Biopic über Edith Piaf gehen in grossartigem Schauspiel Krise und Erfolg immer Hand in Hand, man bewegt sich im Land der Legenden, der Film spielt wie der Grossteil der Wettbewerbsfilme im letzten Jahrhundert und ist mit biografischen Anekdoten so überfrachtet, dass man kaum zum Atmen kommt.

Berlinale, die Siebenundfünfzigste

Zugegeben, mit Letzterem arrangiert man sich gerne an einem Filmfestival, das in berlinischer Nonchalance den Spagat zwischen Publikumsfilm und Plattform für den internationalen Besonderen- bzw. Nachwuchs-Film immer wieder schafft. Auf dem Roten Teppich darf jedoch wiederum geklotzt werden. Hier eine Kostprobe:

Für Eröffnung und Abschluss sind die Franzosen zuständig. Auftischen darf der Junge, Olivier Dahan mit «La vie en rose», abräumen der Altmeister, Jacques Rivette mit «Ne touchez pas las Hache». Die etablierten Autorenfilmer François Ozon («Angel») und André Téchiné («Les Témoins») dürfen dazwischenkleckern.

Die Anziehungskraft grosser Namen lässt sich trendgerecht doppelt nützen: Schauspieler, die ins Regieabteil diversifizieren oder «Altersvorsorge» betreiben, wie George Clooney es nennt, und dabei oft sich selber casten, sind stark vertreten: Clint Eastwood mit «Letters of Iwo Jima», Robert de Niro mit «The Good Shepard» machen es vor. Steve Buschemi («Interview»), Julie Delphi («2 jours a Paris») und – Achtung! – Antonio Banderas («Summer Rain») turnen in der Indie-Sektion Panorama nach.

George Clooney selbst ist mit Cate Blanchett in «The Good German» von Steven Soderbergh zu sehen, und New Hollywood Drehbuchautorlegende Paul Schrader diversifiziert mit «The Walker» nicht nur zum wiederholten Male als Regisseur, sondern ist auch Vorsitzender der diesjährigen Berlinale Jury. Und hat einige seiner Freunde von damals mitgebracht. Mit Röbi de Niro und Rivette meldet sich auch Jiri Menzel auf der Leinwand zurück («Obsluhoval jsem anglického krále »). Zusammen mit Wim Wenders, der auch dieses Jahr seine Finger nicht ganz von der Berlinale lassen kann, und Volker Schlöndorff, der ebenfalls irgendwo herumgeistern soll, gibt das ein lustiges Treffen alter Männer der Neuen Wellen, die sich alle zusammen Rainer Werner Fassbinders Remastered-Version der insgesamt 15,5-stündigen Fernsehserie «Berlin Alexanderplatz» in der Volksbühne anschauen können. Ein Grund auch, um das von der Kritik schon wieder in der Krise vermutete deutsche Kino richtig zu feiern, das zwar mit seinen zwei Wettbewerbsfilmen leiser auftritt als im letzten Jahr. Dafür aber seine meistgefeierten Stars Moritz Bleibtreu, Martina Gedeck, Daniel Brühl und Julia Jentsch in ausländischen Filmen ins Rennen geschickt hat.

All diese Namen muss man sich jetzt mit einer Entourage weiterer grosser und strahlender Namen denken (Isabella Rosselini, Charlotte Rampling, Sharon Stone, Matt Damon, Ralph Fiennes, Richard Gere, Willem Defoe und die ganzen Deutschen natürlich) und viele Partys, Apéros und Empfänge hinzuzählen, damit man ein ungefähres Bild der 57. Berlinale erhält. Krise? Ach was, on fait la fête!

Berlinale 2007 sehen

Vom 08. – 18.Februar berichten die Filmjournalisten Thorsten Stecher und Achim Podak jeden Tag im Internet von den Filmfestspielen in Berlin. Sie stellen die wichtigsten Wettbewerbsbeiträge vor, suchen nach Filmperlen und liefern die Neuigkeiten vom Berlinale-Geschehen. Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Schweizer Film und seinen Machern. Das Berlinale-Videotagebuch 2007 von «kulturplatz»: jederzeit abrufbar, immer aktuell.

Zum Videotagebuch

9. Februar 2007

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