Joker 2: Folie à Deux Kanada, USA 2024 – 138min.

Filmkritik

Musikalische Fantasie im Gefängnis

Filmkritik: Marine Guillain

In der von Todd Phillips inszenierten Fortsetzung seines riesigen Erfolgs «Joker» lernt Arthur Fleck die Liebe kennen, bevor sein Mordprozess beginnt.

Es war einer der am meisten erwarteten Filme des 81. Filmfestivals von Venedig. Dort wurde «Joker: Folie à Deux» auf dem Lido vorgestellt – fünf Jahre nach dem grossen Erfolg des ersten Teils (1 Milliarde Dollar Einspielergebnis und zwei Oscars), der hier den Goldenen Löwen, die höchste Auszeichnung, gewonnen hatte.

Am Ende des ersten Films wurde der Joker (Joaquin Phoenix) alias Arthur Fleck von den Behörden wegen des Mordes an fünf Menschen verhaftet. «Joker: Folie à Deux» spielt zwei Jahre nach diesen Taten. Arthur Fleck wird in die Nervenheilanstalt von Arkham eingewiesen. Kurz vor seinem Prozess versuchen Psycholog:innen und Anwält:innen, die gespaltene Persönlichkeit des Helden zu beweisen, was seine Strafe mildern könnte. Arthur hingegen scheint sich um nichts mehr zu kümmern und nimmt sein Schicksal widerspruchslos hin. Doch als er Lee (Lady Gaga) kennenlernt und sich auf den ersten Blick in sie verliebt, eröffnen sich neue Perspektiven...

Nach dem überwältigenden ersten Teil war es einerseits sehr aufregend, als die Lichter gedimmt wurden, um die Fortsetzung zu sehen, andererseits aber auch ein wenig beunruhigend: Kann eine Fortsetzung das Niveau des ersten Films erreichen? Welche Überraschungen hält Todd Phillips für uns bereit? Die erste, die ebenso überraschend wie erfreulich ist, ist, dass sich «Joker: Folie à Deux» als Musical entpuppt. Die beiden Hauptdarsteller:innen singen und tanzen in schwungvollen Nummern, die die Welt in Jokers Kopf darstellen sollen. Der Kontrast zwischen diesen farbenfrohen Einlagen und der dunklen, realen Welt funktioniert besonders gut.

Was man diesem zweiten Teil vorwerfen kann, ist allerdings ein etwas ungleichmässiges Tempo, das nach einer intensiven ersten Hälfte ins Stocken gerät. Der ganze Film spielt sich zwischen Gefängnis und Gerichtssaal ab, während wir Batmans Erzfeind liebend gerne wieder auf den Strassen von Gotham City gesehen hätten, wo es zu einem Wiedersehen mit dem maskierten Rächer kommt. Harley Quinn, die von einer fantastischen Lady Gaga gespielt wird, die nach «A Star is Born» und «House of Gucci» nicht mehr beweisen muss, dass sie sowohl als Schauspielerin als auch als Sängerin eine gute Figur macht, entwickelt sich nicht weiter und bleibt zu sehr im Hintergrund. Aber auch wenn die Geschichte nicht genügend Fortschritte macht (ein dritter Teil scheint an dieser Stelle notwendig), verleihen die guten Ideen (z. B. eine Parodie auf Cartoon Warner Bros.) und die atemberaubende Inszenierung dem Film eine einzigartige Kraft.

11.09.2024

4

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Kommentare

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Schaggson

vor einem Tag

Vor dem Hintergrund, dass es sich bei der "Folie à deux" um eine "psychotische Infektion" handelt, ist der Film hervorragend gemacht. Auch die Leistungen von Lady Gaga und Joaquin Phoenix sind top.


CineMani

vor 2 Tagen

Ein melancholisches Musical so abgemagert, blutleer und schwächlich wie Joaquin Phoenix spindeldürrer Joker-Body. Schade um die (Lauf-) Zeit.


Tobystar

vor 3 Tagen

Eindrücklich gespielt und gesungen von dem Beiden! Super Film-Musical. Wenn man aber einen Superhelden-Ballerfilm erwartet wird man wohl etwas überfordert werden.

flashgordon99

vor 2 Tagen

Ein Musical passt definitiv nicht als Fortsetzung eines grandiosen ersten Teils, der eine unglaublich düstere Gangart einschlägt ... Das ist etwa so, als würden die Blechkisten bei Transformers nicht mehr kämpfen, sondern nur noch tiefgründige Gespräche über das Leben führen, Blumen pflücken und zusammen Baseball spielen. Macht auch absolut keinen Sinn, oder? Genau so fühlt sich dieses Musical an.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 2 Tagen


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