Jeanne du Barry Frankreich, Saudi-Arabien 2023 – 116min.

Filmkritik

Maïwenn taucht in die Eingeweide von Versailles ein.

Filmkritik: Marine Guillain

Als Eröffnungsfilm des Cannes Film Festivals präsentiert, erzählt «Jeanne du Barry» die Geschichte einer gleichzeitig bewunderten und verachteten Frau, die die Regeln des Hofes von Versailles auf den Kopf gestellt hat.

Jeanne (Maïwenn) wird als Bürgerliche geboren und wächst in Armut auf, fernab vom Luxus und der Pracht, in denen die wichtigsten Menschen der Oberschicht schwelgen. Im Laufe der Jahre entdeckt sie die Macht ihrer Reize und wird zur Kurtisane, die immer bedeutendere Männer verführt. "Eine Art, Frau zu sein, die gleichzeitig auch eine Art von Freiheit war", kommentiert die Voice-Over-Stimme. Nachdem sie sich mit dem Grafen du Barry (Melvil Poupaud) angefreundet hat, setzt er sich in den Kopf, sie dem König (Johnny Depp) vorzustellen. Eine Angelegenheit, die ihnen sicherlich einige Vorteile verschaffen könnte! Schnell wird Jeanne die Geliebte des Königs und beginnt, immer mehr Platz in seinem Herzen und in seinem Leben einzunehmen...

Mitten im prunkvollen Hof von Versailles, der von Regeln und Verboten nur so wimmelt, gelingt es Jeanne, ihre Authentizität zu bewahren. Sie setzt Trends (Streifenmuster), lässt ihre Haare offen, kleidet sich wie ein Mann und weigert sich, bestimmte Haltungen gegenüber dem König anzunehmen, die sie für absurd hält. So wird sie zu einer eigenständigen und kontroversen Figur: mal gehasst, beneidet, imitiert, bewundert. Mit dieser Erzählung taucht der Zuschauer mit Maïwenn mitten in das Herz von Versailles ein, in seine manchmal berührenden, manchmal grotesken Bräuche und Gewohnheiten, über die sie liebevoll und humorvoll spottet, nicht ohne Humor und Zuneigung.

Was für eine grossartige Besetzung, um den Hof zu erfreuen! Während India Hair als einfältige und frustrierte Tochter des Königs leicht übertrieben wirkt, passt Benjamin Lavernhe perfekt in seine Rolle als königlicher Berater, Melvil Poupaud beeindruckt erneut mit seiner Ambivalenz und Johnny Depp lässt vergessen, dass er Johnny Depp ist, so gut passt ihm die Präsenz von Ludwig XV - oder umgekehrt.

Schauspielerinnen und Schauspieler, die fast alle ohne Fehler agieren, sowie aufwendige Kulissen und Kostüme: Der grösste Erfolg von «Jeanne du Barry» liegt in seiner erstaunlichen Nüchternheit, die dieses Umfeld porträtiert, das keine Nüchternheit kennt. Alles scheint akribisch durchdacht und ausgewählt worden zu sein, so dass die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Handlung eintauchen können und dennoch auch etwas lernen. Mit einer meisterhaften Inszenierung und Dialogen, die weder zu prahlerisch noch zu lässig sind, hat Maïwenn den richtigen Ton gefunden. Und es klingt authentisch.



14.08.2023

4

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 7 Monaten

C'est grotesque. - Non, c'est Versailles.


Patrick

vor 7 Monaten

Die Story ist ab und zu etwas langatmig aber die Schauspiel Leistungen von Johnny Depp und Maiwenn und die Kostüm Pracht machen das Movie dennoch sehenswert.

Zuletzt geändert vor 7 Monaten


Annemarie.Ulrich

vor 8 Monaten

Wunderschöne Scenery, prächtige Ausstattung, fantastische Kostüme und ein hervorragender Johnny Deep. Maiwenn ist nicht so richtig zu fassen.


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