Rheingold Deutschland 2022 – 138min.

Filmkritik

Ein Leben wie ein Märchen

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Fatih Akin inszeniert Filme, die nicht immer leicht anzusehen sind. Er macht es sich selbst auch nicht leicht. Bei «Rheingold» scheint er nun aber selbst etwas ins Straucheln geraten zu sein, denn die filmische Biographie des Rappers Xatar mag viel explosiven Stoff enthalten, wirkt aber erstaunlich unaufgeregt. Als ob das eigentlich schwierige Leben des Giwar Hajabi im Grunde doch ganz leicht gewesen wäre.

Mitte der 1980er Jahre kommt Giwar mit seiner Familie nach Deutschland. Sie stammen aus dem Iran, flohen in den Irak, wo der Vater gefoltert wurde. Der Weg führte schliesslich nach Frankreich und dann nach Bonn. Der Vater verlässt die Familie, Giwar wird von der Schule geschmissen. Er treibt sich auf der Strasse rum, wird ein Kleinkrimineller, verprügelt, lernt zu kämpfen, und landet erstmals im Knast. Danach folgt eine Karriere, die nicht im Bilderbuch steht. Giwar macht einige krumme Dinger, ein grosser Raubzug, in dem Hunderte Kilogramm Gold erbeutet werden, wird ihm dann aber zum Verhängnis. Oder doch nicht?

Der Film basiert auf der Autobiographie von Xatar (kurdisch für «gefährlich») alias Giwar Hajabi, dessen turbulente Lebensgeschichte natürlich anmutet, als hätte man schon immer auf eine Verfilmung geschielt. Drehbuchautor und Regisseur Fatih Akin bringt seine typische Street-Credibility ein. Seine Filme leben oft von einer immensen Authentizität, insbesondere, wenn es um Einwandererthemen geht. Aber hier geht das nicht so richtig auf.

Vielleicht, weil die Autobiographie schon so gestaltet war, vielleicht aber auch, weil der Regisseur versucht, all diese Ereignisse in gut zwei Stunden zu verarbeiten. Er hakt die einzelnen Stationen ab, aber es fehlt eine Form von Dringlichkeit. Obwohl Giwars Leben alles andere als ein Zuckerschlecken ist, läuft das alles doch immer recht glatt. Er wird verprügelt, also lernt er, sich zu wehren, er verliert Koks im Wert von einer halben Million Euro, also klaut er Gold, er sitzt im Knast, also produziert er dort sein erstes Rap-Album. Das mag auch alles so gewesen sein, aber es wirkt unglaubwürdig. Weil selbst der Folterknast in Syrien, in dem er – so der Verhörspezialist – Schmerzen erleidet wie sonst nur politische Gefangene, wirkt nicht traumatisch.

Egal, wie übel das Leben Giwar auch mitspielt, letztlich geht ja doch alles gut aus. Die Geschichte vom Tellerwäscher zu Millionär, vom Kleinkriminellen zum reichen Musiker mit Villa am Rhein – sie ist relativ leblos. Es fehlen die echten Ecken und Kanten. Das Drama. Bei «Rheingold» könnte man den Eindruck bekommen, ein Märchen zu sehen.



09.11.2022

3

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Kommentare

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maennele

vor einem Jahr

Gewaltverherrlichung ohne Ende und vor allem ohne Kritik! ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn‘ scheint vollkommen legitim zu sein! Viel zu wenig mit der entsprechenden Musik unterlegt! Teilweise miserabler Ton; die Texte waren akustisch leider nicht immer verständlich (was nichts mit dem Slang zu tun hat)! Polizei und Justiz wird lächerlich dargestellt! Einziger Pluspunkt waren die schauspielerischen Leistungen!

Definitiv kein ‚cooler‘ Film!!!Mehr anzeigen


Patrick

vor einem Jahr

Stark gespielt und der Anfang ist vielversprechend und das Ende fand ich gut bis auf die ganz letzte Szene des Filmes mit den Meerjungfrauen die ist wiederum unpassend mit dem was vorher geschah. Der Mittel Teil des Filmes kommt etwas lang gezogen sowie auch etwas überladen daher.Fazit:Groovig,Brutal und teilweise mitreisend aber leider etwas langatmig und das Biopic kommt zerstückelt daher.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor einem Jahr


Taz

vor einem Jahr

Starker Film, interessant umgesetzt, auch wenn man mit der Materie nicht so viel am Hut hat. Filmemacher Akin taucht tief in die Szene ein und liefert uns einen gnadenlos guten Hauptdarsteller.


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