CH.FILM

Le Film de mon père Schweiz 2022 – 73min.

Filmkritik

Selbstfindung unter Geistern

Filmkritik: Kilian Junker

Jules Guarneri verwendet Autobiografisches, um seinen eigenen familiären Raum zu zeigen, der von der gespenstischen Präsenz einer verschwundenen Mutter heimgesucht wird.

Um die Karriere seines Sohnes, eines angehenden Filmemachers, "in Gang zu bringen", beschliesst ein Vater, ihm ein gefilmtes Tagebuch zu überlassen, in dem er sich über sein Leben auslässt. Ausgehend von diesem Ausgangsmaterial baut der angehende Regisseur seinen ersten Spielfilm, mit dem er in die Zwänge dieser ungewöhnlichen und zügellosen Familie eintaucht, die durch den frühen Tod der Mutterfigur Christabel erschüttert wird. Eine reiche Erbin, deren Vermögen die Existenz ihres Mannes und ihrer drei Kinder vergoldet hat.

Varda, Fellini oder Spielberg mit seinem Film «The Fabelmans» – es gibt viele bekannte Filmschaffende, die den Weg der Autobiographie gehen. Weitaus weniger haben ihre Karriere über dieses halsbrecherische Genre begonnen: Die Gefahr der egozentrischen Nabelschau, die Zurschaustellung intimer und uninteressanter Absurditäten... es gibt viele Fallstricke. Auf diese Hindernisse stösst auch der sonderbare Dokumentarfilm «Le Film de mon père». Mit dem autoritären Vater Jean als Hauptfigur, einem dandyhaften Grossgrundbesitzer, der sein Land und seine Familienmitglieder vollständig unter Kontrolle hat, vermeidet er weder Längen noch Verärgerung über diesen durch seine Ehe reich gewordenen Oberlehrer. Dennoch reicht die Stärke der einzigen abwesenden Figur - der Mutter und Erbin Christabel - aus, um das Publikum zu fesseln.

Christabel, die wie ein Gespenst durch das Haus spukt: Von ihren erotischen Fotos, die die Wände zieren, bis hin zum Geld, auf das die ganze Familie angewiesen ist, kristallisieren sich um sie herum die unsichtbaren Stricke, die die noch verbliebenen Familienmitglieder gefangen halten. Der älteste Sohn, der bald heiraten wird, kann sich der Tyrannei seines Vaters kaum entziehen, da er sich herausnimmt, sein Zimmer zu durchsuchen und seine Bankkonten zu überwachen. Die Adoptivtochter, die von den Erinnerungen an eine allzu fröhliche Kindheit daran gehindert wird, sich selbst zu verwirklichen. Der jüngste Sohn - und somit Regisseur -, der trotz seines Drangs zu fliehen, immer wieder in den Schoss der Familie zurückkehrt, um dort seinen ersten Spielfilm zu drehen. Der Film hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, der zwischen dem Unbehagen über die Abrechnung auf der Leinwand und der manchmal morbiden Faszination für die seltsamen Beziehungen dieser Familie schwankt.

Übersetzung aus dem Französischen durch Maria Engler

05.06.2023

3.5

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