Corsage - Sisi so nah wie nie Österreich, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Luxemburg 2022 – 114min.

Filmkritik

Eine Befreihung der Kaiserin Elisabeth

Zurich Film Festival
Filmkritik: Zurich Film Festival

In «Corsage - Sisi so nah wie nie» von Marie Kreutzer, folgen wir Kaiserin Elisabeth (Vicky Krieps) wie sie durch eine Welt voller Schein und Schauspiel schreitet. Der Film erzählt von Liebe, Schönheit und Macht. Von Gefangenschaft und Freiheit von Weisheit und Irrsinn. Und dass die Rollen, die einem zugeteilt werden, uns nicht immer entsprechen.

Die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn lässt uns in «Corsage - Sisi so nah wie nie» von Marie Kreutzer sehr nahe an sich heran. Kreutzer führt uns in Elisabeths innere Welt. «Corsage - Sisi so nah wie nie» beginnt, da ist Elisabeth bereits 40 Jahre alt. Ihre Routinen um ihr berühmtes Aussehen zu behalten, werden immer noch rigide von ihr durchgeführt. Doch schnell kommt eine andere Seite von ihr zum Vorschein: sie hat keine Lust mehr auf das Spiel. Sie will mehr Einfluss haben und eingeweiht werden von ihrem Mann Franz Joseph. Das wird ihr aber nicht gewährt. «Der Kaiser regiert, die Kaiserin repräsentiert.»

Ohne Anspruch auf Wahrheit zu nehmen, oder sich klar von den Tatsachen zu entfernen, schafft es Kreutzer eine neue, spannungsvolle Deutung vom Leben und Innenleben der legendären «Sissi» in die bekannten Geschichtsmomente einzuweben. Wir werden verführt von fulminanten, gefühlsvollen Bildern, einer ätherischen Musik von Camille und einer sehr überzeugenden Darstellung durch Hauptdarstellerin Vicky Krieps.

Krieps schafft es einen jugendhaften, lebensfreudigen und nach Freiheit drängenden Charakter mit einer grenzsuchenden, melancholischen Person in ihrer «Elisabeth» zu vereinen. Es ist als bringe Krieps die wahre Elisabeth ans Licht, welche zuvor nicht gezeigt werden durfte. Krieps zeigt uns eine Frau, die wir nur lieben können, die fasziniert, die aber auch verunsichert und fast Angst macht. Krieps’ „Elisabeth“ ist unvorhersehbar, humorvoll und dramatisch zugleich.

Marie Kreutzer spielt mit der Spannung zwischen Mythos und Tatsachen - sowohl inhaltlich als auch formal. Das Ende ist offen für Interpretation. Aber das ist genau das was Marie Kreutzer uns lehrt: das was wir sehen, was jemand uns präsentiert, ist nicht unbedingt wahr. Und so stellt sich die Frage, was uns Kreutzer zeigen will. Was ist wirklich so wie es scheint? Wir sind im Dunkeln gelassen. Zwischen Andeutungen und symbolträchtigen letzten Szenen brauche ich lange, um wieder aus den Tiefen dieser Geschichte hervorzukommen. Und fast will ich dort bleiben.

Filmkritik von Laia Meier

24.01.2023

4.5

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Kommentare

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Swisscheese

vor einem Jahr

Interessante Fassung der Sisi mit einem ganz anderen Ende als im Original


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