CH.FILM

Stuntfrauen Schweiz 2022 – 84min.

Filmkritik

Kinoheldinnen, von denen kaum jemand spricht

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Elena Avdija erzählt in ihrem Dokumentarfilm aus dem Leben von drei Stuntfrauen unterschiedlichen Alters. Sie wirft dabei Blicke auf ein von Männern dominiertes, knallhartes Business, dessen Akteurinnen und Akteure im Schatten grosser Filmstars allzu oft vergessen gehen.

Virginie liess sich vor über 25 Jahren als eine der ersten Französinnen zur Stuntfrau ausbilden und ist heute eine der weltweit ersten Stuntkoordinatorinnen. Die Schweizerin Petra lebt seit über 20 Jahren in Hollywood und sucht mehrfach verletzt nach einer Möglichkeit, ihre Laufbahn körperschonend fortzusetzen. Estelle, halb so alt wie die beiden anderen, steckt noch mitten in der Ausbildung und hofft dereinst stellvertretend für grosse Stars vor laufender Kamera gefährliche Dinge zu tun.

«Cascadeuses» ist der erste lange Dokumentarfilm von Elena Avdija. Die Kosovo-Schweizerin studierte Soziologie und schloss einen Master in Dokumentarfilm ab. Die Faszination für das Geschehen hinter der Leinwand und Genderfragen haben sie früh schon beschäftigt. Bereits während des Studiums machte sie die Bekanntschaft der Französin Virginie Arnaud. Bis sie mit der in Hollywood tätigen Petra Sprecher und in der Stunt-Elevin Estelle Piget ihre weiteren Protagonistinnen gefunden hatte, vergingen allerdings Jahre. «Cascadeuses» vermittelt einen vielfältigen Eindruck davon, über welche Fähigkeiten Stuntfrauen verfügen müssen und worin ihre Arbeit besteht.

Des Films eigentliches Thema aber ist nicht der Beruf der Stuntfrau, sondern die Darstellung von Frauen und der an ihnen verübten Gewalt auf Leinwand. Avdija versteht diese Fragen sowohl ästhetisch wie politisch. Sie verhandelt sie sehr offen und dringt dabei immer wieder in Bereiche vor, wo persönliches Erleben und Beruf in Widerspruch geraten. Ein packender, mutiger und wichtiger Film.

25.01.2024

4

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Kommentare

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tomhorn

vor einem Jahr

****(*)
Der Film verstärkt noch einmal meinen grössten Respekt für diese Berufsgruppe. Insbesondere die meist einsteckende Seite der Stuntwomen verlangt viel von den Frauen ab. Sehr gut gemachter DOK, der drei Frauen aus verschiedenen Altersgruppen hervorhebt und begleitet. Er zeigt, wieviel hinter den oft nur kurzen Szenen steckt und welche Spuren diese Arbeit hinterlässt, ohne dass sie wirklich gewürdigt wird. Die Machart funktioniert super - bis auf eine kurze Interviewsituation entstehen alle Erzählungen aus Dialogen zwischen den Protagonistinnen, es braucht keinen Kommentar.Mehr anzeigen


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