Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten Mexiko 2022 – 160min.

Filmkritik

Die Grenzen der Virtuosität

Filmkritik: Damien Brodard

Der mexikanische Regisseur Alejandro G. Iñárritu, der bei den 79. Filmfestspielen von Venedig leer ausging, legt ein neues, visuell beeindruckendes Werk vor, das im Kino und auf Netflix zu sehen ist.

Nachdem er zwei Jahre in Folge den Oscar für die beste Regie für «Birdman» (2015) und den berühmten «The Revenant» (2016) gewonnen hatte, kehrt der Mexikaner Alejandro G. Iñárritu in sein Heimatland zurück, um eine Selbstbeobachtung aussergewöhnlichen Ausmasses abzubilden.

Mit «Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten» liefert Iñárritu liefert ohne Zweifel seinen persönlichsten und nachdenklichsten Film ab. Alles ist als Spiegel seiner eigenen Person konstruiert: von seinem Hauptprotagonisten, gespielt von Daniel Giménez Cacho, dessen Blick an den des Filmemachers selbst erinnert, bis hin zu den intimen Fragen nach der Rückkehr eines Künstlers in sein Land mehrere Jahre in den USA. Es ist eine faszinierende Reflexion, die präsentiert wird, auch wenn dies zweifellos ihre grösste Schwäche ist, da die Geschichte für jeden, der sich nicht für die Karriere des Regisseurs interessiert, langweilig erscheinen kann.

Vielleicht ist es aber auch die visuelle Umsetzung, die das Publikum gemeinsam begeistern wird: Iñárritu verstärkt seine Ideenreichtum, mit einer aufwändigen, spielerisch Umgesetzen Produktion, überwältigende und innovative Inszenierungen mit einer grandiosen Szenografi, die vom Kameramann Darius Khondji gebührend eingefangen wurde.

Zwischen surrealen Sprüngen in der Wüste, U-Bahn-Überschwemmungen, plötzlicher Rückkehr in die Kindheit schreit der Filmemacher immer wieder auf der Leinwand, dass er es ist, der die grösste Kamera hat! Diese titanische Ode an das Talent verliert sich jedoch in ihrem egozentrischen Diskurs, so virtuos die Inszenierung auch sein mag.

Ein aussergewöhnlicher Autorenfilm, mit eindrucksvollen Bildern und einer zweifellos berauschenden Sprache, die leider riskiert, zu verstören, bleibt aber eine empfehlenswerte Betrachtung!

21.11.2022

4

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Kommentare

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thomasmarkus

vor einem Jahr

Wahnsinns-Film:
Bilder, die nur das Kino zeigen kann,
durchgestaltete Tonspur mit Überraschungen,
Filminterne Verweise und (Vor- oder Rück?)Blenden.
Traumhaft, albtraumartig.
Spiegel und Schatten; lebende Tableaus; ver-rückt.


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