CH.FILM

Tides Deutschland, Schweiz 2021 – 104min.

Filmkritik

Science-Fiction-Thriller vom Schweizer Tim Fehlbaum

Filmkritik: Walter Rohrbach

In der bildhaften Dystopie hat eine Katastrophe globalen Ausmasses beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht: zur Errettung derer wird die Astronautin Blake von dem Planeten Kepler auf die Erde geschickt. Sie soll dort die aktuellen Lebensbedingungen erkunden. «Tides» ist ein gelungener Wurf – mit viel Spannung, hervorragendem Plot und einem fantastischem Schauspielerensemble – der allen Genreliebhaber empfohlen werden kann.

Im tristen Wattenmeer, bewaffnet mit Gewehr und Analysegerät, muss Blake eine schwerwiegende Entscheidung treffen. Nicht weniger als das Schicksal der Bevölkerung beider Planeten steht auf dem Spiel. Die Erde ist mittlerweile kein schöner Ort mehr: Eine globale Katastrophe hat den Planeten unter Wasser gesetzt, die Vegetation zerstört und nur noch vereinzelt finden sich verwahrloste Menschen in schäbigen Unterkünften. Seit der Katastrophe sind mehr als 200 Jahre vergangen und Blake ist nun auf die Erde zurückgekehrt um die Lebensmöglichkeiten auf dem Heimatplaneten zu erforschen. Kurz nach ihrer Bruchlandung muss sie allerdings feststellen, dass alles anders ist als geplant.

Mit dem Science-Fiction-Thriller tritt der Schweizer Regisseur Tim Fehlbaum wieder ins cineastische Rampenlicht zurück. Für Fehlbaum – 1982 in Basel geboren – ist es bereits der zweite Film, der sich mit Weltuntergangsszenarien beschäftigt. Bei seinem erfolgreichem Langfilmdebüt von 2011 «Hell» stellte er sein Können bereits unter Beweis.

Für seine neue Dystopie hat er einen weiteren Schweizer Durchstarter ins Boot geholt: Joel Basman – bekannt aus «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» oder «Kursk» – ist die ideale Besetzung des gehorsamen Fieslings. Nicht weniger ideal ist Nora Arnezeder («Safe House», «Mozart in the Jungle») als Blake: mit ihren kurzen, dunklen Haaren und dem aggressiven Blick in eine zornige Welt erinnert sie an die Performance von Charlize Theron bei «Mad Max: Fury Road». So gut, dass sie sich nahtlos einreiht in die Reihe starker Frauenrollen im Genrefilm.

«Tides» ist eine Vision einer Welt nach dem Kollaps und dem menschlichen Umgang damit, wirft Hierarchiefragen auf, welche wiederum in schwerwiegende Entscheidungen münden. Das klingt nach viel, ist es aber nicht: Behutsam wird das Publikum auf eine unterhaltsame Reise mitgenommen, in der es jedoch für die Menschheit um Leben und Tod geht. Unterstrichen wird der gelungene Science-Fiction-Thriller von eindrücklichen und atmosphärischen Bilderwelten, die beweisen, dass Tim Fehlbaum ein ausgezeichneter Genre-Regisseur ist mit internationalem Potential und man hofft, dass noch viele filmisch-umgesetzte Visionen von ihm folgen.

02.04.2021

4

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Kommentare

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Swisscheese

vor 2 Jahren

Sehr gut. Besser als mancher Hollywood sci-fi movie


thomasmarkus

vor 2 Jahren

Eine Art Joseph Conrad.
Grau in Grau: Und doch das ganze Farbspektrum an Handlung, Emotion.
Statt Conrad als Inspiration oder zu Weiterlesen auch "Das Unternehmen der Vega", Hörspiel von FD...


Filmkenner

vor 2 Jahren

Meisterwerk, Punkt.


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