The Ice Road USA 2021 – 109min.

Filmkritik

Schwere Last auf dünnem Eis

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

«Weiter, immer weiter» scheint das Motto von Hollywood-Recke Liam Neeson zu sein, der einen Actionthriller nach dem anderen abdreht und darin die Rolle des schlagkräftigen, unerschrockenen Helden stets nur leicht variiert. Sein jüngster Streich hört auf den Namen «The Ice Road» und bietet solide inszenierte B-Movie-Unterhaltung ohne besondere Überraschungen oder ausgefallene Ideen.

Der Klimawandel macht auch vor den sogenannten Eisstrassen nicht Halt. Jenen Verkehrswegen, die in Nordamerika über zugefrorene Gewässer führen und im Winter befahren werden können. Durch den Anstieg der Temperaturen schon früh im Jahr sinkt die Dicke der Eisschicht merklich ab, was die Nutzung der Routen zunehmend verkürzt. Obwohl es in Jonathan Hensleighs neuer Regiearbeit «The Ice Road» eigentlich schon zu gefährlich ist, über die glatten Pisten in den Norden Kanadas vorzustossen, meldet sich der von Neeson verkörperte Trucker Mike McCann freiwillig, als nach einem Minenunglück schweres Bergungsmaterial herangeschafft werden muss. Zusammen mit seinem von einem Irakeinsatz gezeichneten, unter einer Aphasie leidenden Bruder Gurty (Marcus Thomas), dem Rettungskoordinator Jim Goldenrod (Laurence Fishburne), der Native American Tantoo (Amber Midthunder) und dem Versicherungsspezialisten Tom Varnay (Benjamin Walker) bricht er zu einer gefährlichen Reise auf, die unter besonderem Zeitdruck steht. Immerhin wurden bei der Explosion in der Mine mehrere Arbeiter in einem zerstörten Schacht eingeschlossen und haben nicht mehr allzu lange Sauerstoff.

Wer einfach nur ein paar ordentlich choreografierte Actionszenen in und um fahrende Lastwagen, frostig-raue Landschaftsbilder und einen wie immer Präsenz ausstrahlenden Liam Neeson sehen möchte, dürfte rundum zufrieden aus dem Kino kommen. Den unerschrockenen Haudegen, der sich notfalls mit Gewalt gegen Ungerechtigkeiten auflehnt, beherrscht der kantige Hauptdarsteller inzwischen im Schlaf. Und auch dieses Mal gelingt es ihm, seine nicht sonderlich ausgearbeitete Rolle durch ein nuanciertes Spiel in ruhigeren Momenten zumindest etwas aufzuwerten. Dank Neeson bekommt man ein Gefühl für die Beziehung zwischen Mike und dem oft als «Schwachkopf» verlachten Gurty, dessen angeschlagener Zustand an einer Stelle für Kritik am Umgang mit traumatisierten Veteranen dient. Wirkliche Substanz gewinnt «The Ice Road» aber weder durch diesen Einwurf noch durch die gelegentlichen Hinweise auf die rassistischen Anfeindungen, denen die Nachkommen der amerikanischen Ureinwohner weiterhin ausgesetzt sind.

Der Versuch, aus dem nicht gerade überzeugend getricksten Unglück zu Beginn ein konstant fesselndes Ticking-clock-Szenario zu entwickeln, will leider nur bedingt funktionieren. Schuld daran ist in erster Linie Hensleighs Drehbuch, das die unterschiedlichen Handlungselemente – die Hindernisse auf den Eisstrassen, eine irgendwann zu Tage tretende Verschwörung und die wachsende Anspannung unter den verschütteten Minenarbeitern – eher holprig verzahnt. Der Blick in den kaputten Schacht müsste eigentlich eine beklemmende Stimmung heraufbeschwören. Tatsächlich kommen diese Passagen jedoch enttäuschend halbherzig daher. Dass Logik insgesamt kleingeschrieben wird, ist erwartbar. Mit seinen im Minutentakt abgefeuerten dramatischen Wendungen schiesst der Film im letzten Drittel allerdings über das Ziel hinaus. Actionthriller hin oder her – etwas mehr Bodenhaftung wäre hier vorteilhaft gewesen.

11.10.2021

2.5

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Kommentare

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stochi

vor einem Jahr

Liam N. filme werden immer schlechter


Schlosstaube

vor einem Jahr

Mega ! Es war kaum auszuhalten, so spannend war der Film.


Chraebu58

vor 2 Jahren

Naja halt ein needen film anfangs recht spannend zum schlusss immer das gleiche


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