Madres paralelas Spanien 2021 – 123min.

Filmkritik

Mütter unter sich

Filmkritik: Teresa Vena

Janis und Ana werden zur selben Zeit Mütter und werden dadurch verbunden. Der neue Film von Pedro Almodóvar geht dem Gefühl und der Rolle des Mutterseins nach, schneidet gleichzeitig aber auch ein dunkles Kapitel der Vergangenheit Spaniens an.

Janis (Penélope Cruz) und Ana (Milena Smit) treffen zufällig im gleichen Krankenzimmer aufeinander, kurz bevor jede von ihnen eine Tochter auf die Welt bringt. Beide werden alleinerziehend sein. Janis ist es aufgrund ihres Alters als letzte Chance, ein Kind zu bekommen, und freut sich darauf. Ana hingegen ist noch nicht mal volljährig und offenbar traumatisiert von ihrer Situation. Zwischen den Frauen stellt sich aber eine intensive Verbindung her, die beiden Kraft und Mut gibt. Nach ein paar Monaten allerdings distanziert sich Janis, bricht absichtlich alle Brücken ab. Erst einige Zeit später trifft sie wieder auf Ana, und sofort ist die einstige Verbundenheit wieder da. Doch da gibt es einige Dinge aufzuarbeiten zwischen ihnen.

Frauen stehen bei Pedro Almodóvar meist im Zentrum seiner Geschichten, oft in ihrer Rolle als Mütter. Die Liebe, die eine Mutter für ihr Kind empfindet – oder empfinden sollte – hebt er auf idealistisch-romantische Weise. Für das Kind nimmt die Mutter jedes Opfer in Kauf, das war schon bei «Alles über meine Mutter» der Fall, und kehrt auch in «Madres paralelas» («Parallele Mütter») zurück. Als Widerpart zu den beiden Müttern, die im Vordergrund der Handlung stehen, fügt Almodóvar die Figur von Anas Mutter Teresa (Aitana Sánchez-Gijón) ein. Wenige Monate nach der Geburt der Enkelin geht sie auf Tournee, denn endlich bietet sich ihr die letzte Chance im Leben, doch noch als Theaterschauspielerin bekannt zu werden. Teresa wird aber eine Läuterung durchmachen und ihre Entscheidung bereuen, überhaupt bereuen, dass sie als Mutter ihr Kind nicht immer an erste Stelle gesetzt hat.

Genauso einfach und eindimensional wie diese Wertvorstellungen selbst fällt leider auch das gesamte Drehbuch des Dramas aus. Zum einen erzählt Almodóvar eine fast ins Detail voraussehbare Geschichte, zum anderen nutzt er auch eine weitgehend lineare Form dafür. Fast schon konventionell wirken die Zeitraffer zu Beginn, die die Vorgeschichte zu Janis Schwangerschaft darstellen. Es drängt sich das Gefühl auf, dass dem Regisseur die Struktur des Films aus den Händen glitt. Denn er verbindet in «Madres paralelas» – und hier kommt die doppelte Bedeutung des Titels zu ihrer Geltung – parallele Geschichten, die nur schwer zusammenfinden.

Vermutlich war noch nie ein Film von Almodóvar derart offen politisch. Sicherlich beschreibt er in seinen Filmen immer gesellschaftliche Zustände, die zwangsläufig mit politischen Realitäten zusammenhängen, doch in seinem aktuellen Film nimmt er Bezug auf Spaniens Vergangenheit. Noch immer existieren Massengräber aus der Zeit von Francos Herrschaft, in denen unliebsame Dissidenten verscharrt wurden. Die Aufarbeitung der Militärdiktatur ist langwierig und wird von offizieller Seite nicht unbedingt vorangetrieben. Darauf spielt der ganze Erzählstrang mit Janis und dem Anthropologen Arturo (Israel Elejalde), der auch der Vater ihres Kindes ist, an. In diesem Punkt ist der Film ein wichtiger Beitrag gegen das Vergessen. Doch indem er diese unterschiedlichen Themen miteinander verbindet, wird er schliesslich keinem wirklich gerecht.

13.12.2021

3

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Kommentare

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stochi

vor 2 Jahren

Fängt gut an, danach enttäuschend


willhart

vor 2 Jahren

Ich liebe es , wie er Themen neutral angeht, anregt den eigenen Horizont zu öffnen- auf die Gefahr hin, kurzfristig den Hslt zu verlieren


Patrick

vor 2 Jahren

Ein Drama alla Pedro Almodóvar durch das Movie weht immer eine Prise eines Thrillers.Der Darsteller~Cast spielt Grandios.Fazit:Ein Muss für Almodòvar Fans oder für Kinogänger mit einem besonders Film Geschmack.

Zuletzt geändert vor 2 Jahren


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