Generation Beziehungsunfähig Deutschland 2019 – 74min.

Filmkritik

Bloss keine Gefühlsduseleien!

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Helma Hufnagels Komödie um zwei notorische Single überrascht mit spritzigen Dialogen, flotten Sprüchen und situationskomischen Momenten.

Tim ist Mitte dreissig und lebt in Köln. Er teilt seine Wohnung mit einem Freund, hat vor drei Jahren ein Buch geschrieben und arbeitet in einer Social Media-Agentur. Er pflegt das Single-Dasein als Lifestyle, sortiert vor dem Einschlafen die neusten Tinder-Profile, versteht sich glänzend auf den lockeren Flirt und steht auf flüchtigen Sex; mehr als einmal mit derselben Person ist für nicht drin.

Eines Tages aber begegnet Tim in einem Tankstellenshop «Ghost», einer Architektin, die mit Nachnamen Liebing heisst, aber den ganzen Film hindurch keinen Vornamen bekommt. Ghost ist ungefähr gleich alt wie Tim, ebenso notorischer Single wie er. Das erste Kennenlernen zufällig vor Ort gestaltet sich kompliziert. Der erste Sex aber ist so gut, dass der Mitbewohner Tim nach einer Woche vorrechnet, dass Ghost nicht ein-, nicht zwei-, drei- oder vier-, sondern insgesamt fünfmal aufgetaucht ist.

Das wäre alles problemlos, würde Tim eines Sonntags nicht unangekündigt bei Ghost klingeln. Zusammen Asia Food essen geht, zusammen Netflix schauen nicht. Fortan ist Tim am Schmachten und Ghost tut, was ihrem Namen gerecht wird: Sie taucht ab. Tim lässt in Gesprächen mit anderen – seiner naseweisen Nichte, einer Barbekanntschaft, den Kollegen der Agentur – diese seine emotionalen Seiten entdecken. Doch bis ein Notfall Ghost wieder an die Oberfläche treibt, plätschert der Film durchaus unterhaltsam, letztlich aber etwas seich vor sich hin.

«Generation Beziehungsunfähig» beruht auf einem 2016 erschienenen Sachbuch von Michael Nast – und darin liegt wohl auch die Krux Helma Hufnagels Film. Zum einen ist Nasts Buch, genauso wie Tims Roman im Film, 2021 bereits veraltet. Heute haben Mittdreissiger Kinder und Familie und Paare kleben aneinander. Ob er Ghost seine Liebe denn gestanden habe, fragt die Nichte Tim irgendwann. Selbstverständlich nicht, sagt Tim, und damit beisst sich Hufnagels Film sozusagen in den eigenen Schwanz. Romantische Komödien nämlich funktionieren normalerweise in Bezug zweier Personen aufeinander. Hier aber wird episodenhaft bloss Tims Schmachten gezeigt. Das ist, weil Frederick Lau gut schauspielert, unterhaltsam anzuschauen , auch wartet «Generation Beziehungsunfähig» mit flotten Sprüchen, spritzigen Dialogen und komischen Situationen auf. Doch es fehlen der Story etwas der Drive und ein bisschen auch eine Tiefe, die vielleicht erst möglich wird, wenn Gefühle zugelassen werden.

27.07.2021

3.5

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Kommentare

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3730151

vor 2 Jahren

Hat man den Trailer gesehen, hat man den Film gesehen.
2 Hardcore Singles treffen aufeinander. Was wird wohl passieren?


Julia

vor 2 Jahren

Oberflächlich....


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