Tesla USA 2020 – 118min.

Filmkritik

Alles andere als elektrisierend

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Es ist noch nicht lange her, da gab es mit The Current War schon einen Film, der sich mit Nikola Tesla und Thomas Edison befasste, auch wenn deren Konflikt dort nur ein Nebenschauplatz war. Michael Almereyda hat sich nun der Tesla-Edison-Geschichte angenommen, stolpert aber in dieselbe Falle, in der auch The Current War schon unterging: Die Authentizität der Geschichte wird einem künstlerischen Ansatz geopfert.

Nikola Tesla (Ethan Hawke) ist ein begnadeter Wissenschaftler, aber alles andere als ein begnadeter Geschäftsmann. Darum kommt er im Konflikt mit Thomas Edison auch unter die Räder. Während Edison immer wieder Geld anhäuft, muss Tesla nach neuen Financiers suchen, um seine Träume in Realität umzusetzen. Er erhält dabei Unterstützung von Anne (Eve Hewson), der Tochter von J.P. Morgan, und kann sich auf seinen ungarischen Assistenten verlassen. Seinem enormen Wert für die Historie der Menschheit zum Trotz lebt Tesla aber ein alles andere als erfülltes Leben.

Almereyda scheint an der wahren Geschichte nur peripher interessiert zu sein. Dabei nutzt er die von Eve Hewson gespielte Anne als Erzählerin, die den Zuschauer auch auffordert, die Protagonisten zu googlen. So erfährt man, dass von Tesla nur drei oder vier Fotos existieren, von Edison aber weit mehr. Immer wieder gibt es solche Einschübe, die Lücken in der Erzählung schliessen und dem Film mehr authentisches Flair verschaffen sollen. Zugleich sollen sie kaschieren, dass der Film nur eine Aneinanderreihung von realen und erfundenen Ereignissen in Teslas Leben ist – Szenen, die nicht Teil einer Geschichte, sondern nur Stückwerk sind. Sie wirken wie Fremdkörper, wie Teile einer Dokumentation, die in einem narrativen Kontext nichts zu suchen haben. Es ist das Spiel mit der Form, das Almereyda mehr als alles andere zu interessieren scheint.

Nur so lässt sich erklären, dass er Tesla am Ende singen lässt und die gesamte Passage wie ein Musikvideo arrangiert. Tesla gibt im Karaoke-Stil „Everybody Wants to Rule the World“ zum Besten. Das mag man als kühnen Versuch ansehen, der alten Geschichte modern zu begegnen, Almereydas Unterfangen scheitert jedoch auf ganzer Linie. Weil er sich zwar in formalen Sperenzchen ergeht, die Figuren aber leblos gestaltet, so dass auch ein Mime wie Ethan Hawke als Tesla weit unter seinen Möglichkeiten bleiben muss. Weil ihn Drehbuch und Regie im Stich gelassen haben.

Tesla ist auf ganzer Linie eine Enttäuschung. Keine Glanzleistung von Arthouse-Liebling Michael Almereyda, aber auch nicht von Ethan Hawke und Kyle Maclachlan, der als Edison merkwürdig blass wirkt. In der Essenz heisst das: Der definitive Film über Nikola Tesla steht immer noch aus.

22.09.2020

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Kommentare

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Taz

vor 3 Jahren

Zu lang, zu ernst und schlussendlich auch zu uninteressant. Kann man auslassen.


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