Operation Portugal Frankreich 2020 – 91min.

Filmkritik

Operation misslungen

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

In seinem Regiedebüt inszeniert Frank Cimière den Komiker D’jal als Streifenpolizisten auf einer zum Scheitern verurteilten Undercover-Mission. Was zumindest Potenzial für eine durchschnittlich unterhaltsame Verwechslungsposse besitzt, entpuppt sich als grösstenteils witzlos heruntergeleierte Enttäuschung.

Wohin die Reise humortechnisch geht, legen Cimière, sein Hauptdarsteller und Jérôme L‘hotsky, die gemeinsam das Drehbuch verfassten, schon nach wenigen Augenblicken fest. Der beliebte, aber nicht gerade besonders fähige Streifenbeamte Hakim (D’jal) stolpert mitten in einen Banküberfall hinein und wird dabei versehentlich in einem Kühllaster eingesperrt. Das Ende vom Lied: Sein bestes Stück friert an der Tür des Lieferwagens fest, und der Ordnungshüter kann fortan nicht mehr richtig pinkeln. Bei seinem Chef (Pierre Azéma) ist er nach dem peinlichen Auftritt unten durch. Doch dann kommt von höherer Stelle ein Spezialauftrag, den einzig Hakim übernehmen kann.

Auf einer Baustelle, die die portugiesische De-Almeida-Sippe leitet, wurde – so glauben die Ermittler – eine grosse Drogenlieferung versteckt. Praktischerweise ist Hakim einem Mitglied der Familie wie aus dem Gesicht geschnitten und deshalb dafür prädestiniert, in die Rolle des Verwandten zu schlüpfen, dessen Besuch in Kürze erwartet wird. Sein Wie-werde-ich-im-Schnelldurchlauf-ein-Portugiese-Training muss der unverhoffte Undercover-Agent allerdings vorzeitig abbrechen, da der echte Angehörige früher anreist. Als der ahnungslose Mann unter fadenscheinigen Begründungen verhaftet wird, kann Hakim seine heikle Mission starten. Julia de Almeida (Sarah Perles) freut sich, ihren vermeintlichen Cousin wiederzusehen, während der überforderte Polizist seine Tarnung mit unbedachten Aktionen schnell riskiert.

Verwechslungskomödien bestechen selten durch ausgeklügelte, feinsinnige Gags, sondern setzen eher auf in aller Deutlichkeit zelebrierte Situationskomik. «Operation Portugal» folgt genau diesem Muster, ist in der Aneinanderreihung der oft vorhersehbaren, nicht berauschend getimten Missgeschicke aber noch ein Stück penetranter als viele ähnliche Filme. Abgesehen von vereinzelten Lichtblicken – ein übereuphorischer, partyhungriger Priester gehört definitiv dazu – herrscht an der Humorfront tote Hose. Tempo kann man Cimières Debütarbeit sicherlich nicht absprechen. Portugalklischees, platte Scherze, hohle Gefühlsmomente, überflüssige Scharmützel zwischen zwei Observationsbeamten, die den Einsatz des Protagonisten verfolgen, und die brachial in die Haupthandlung hineingepressten Querschüsse von Hakims Mutter Aïcha (Farida Ouchani) verbinden sich zu einer wenig schmackhaften Komödiensosse, die natürlich auch noch eine romantische Note erhält. Derbe Spässe können durchaus befreiende Wirkung haben. Ein bisschen Esprit sollte aber stets aufblitzen. «Operation Portugal» hetzt seine Hauptfigur von einem Fettnäpfchen zum nächsten und schafft es nicht, eine wirkliche Fallhöhe zu etablieren. Auf dem Spiel steht für Hakim nur wenig, weil alles irgendwie beliebig ist.

22.06.2021

2

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Kommentare

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Julia

vor 2 Jahren

Sooo schlecht wie die Cineman-Kritik, finde ich ihn jetzt nicht. Es sind symparische Figuren und viel Klamauk. Musste oft lachen. Klar, nicht alles "ist lustig". Aber sowas bietet auch keine Komödie.


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