I Care a Lot Grossbritannien 2020 – 118min.

Filmkritik

Bitterböse Thriller-Komödie

Filmkritik: Walter Rohrbach

Eine überfreundliche Senioren-Nanny mit diebischen Absichten gerät an einen Gangsterboss – dies die perfide Ausgangslage des schicksalhaften Aufeinandertreffens der beiden Protagonisten. Was folgt ist ein unterhaltsames Duell zweier Psychopathen, in dem es darum geht in Sachen Gemeinheit und Skrupellosigkeit den ersten Platz zu belegen.

Mit einem breiten Grinsen – unterstreicht von perfekt-strahlenden Zähnen – präsentiert sich die überfreundliche Frau ihren potentiellen Kunden: «My name is Marla Grayson. I'm just someone who cares». Spätestens jetzt sollte man eine leise Vorahnung haben, dass etwas nicht stimmt. Marla ist eine professionelle Betreuerin für Senioren. Allerdings nicht in der Art, wie man sich als wohlsorgender Nachkomme eine Betreuerin wünschen würde. Sie übernimmt nämlich die Vormundschaft für Senioren, mit dem Ziel, diese in geschlossenen Heimen unterzubringen, um sich schliesslich an deren Hab und Gut bereichern zu können. Zusammen mit ihrer Geliebten Fran zockt sie so die ihr übertragenen Senioren gnadenlos ab. Dies geht so lange gut bis sie an die falsche Rentnerin gerät: Jennifer Peterson nämlich – eine wohlhabende Rentnerin, offenbar ohne Erben und daher ein scheinbar perfektes Opfer – ist selbst auch in einige krumme Sachen involviert. Ausserdem ist Jennifer die Mutter des gefürchtetsten Gangsterbosses der Stadt. Selbstredend ist dieser nicht erfreut als er von Marla’s Plänen erfährt: so wendet sich das Blatt für die Betrügerin und plötzlich wird sie nun selbst zur Zielscheibe der Gangster.

Rosamund Pike spielt exzellent die Rolle der gerissenen, hinterhältigen und geldfixierten Marla: eine bösartige Femme fatale, die mit ihrer Gemeinheit und Sturheit selbst ikonische Film-Bösewichtinnen vor Neid erblassen lassen würde. Der quirlige Blondschopf, bestens bekannt als Bondgirl (Die Another Day) und auch aus «Gone Girl» (Gone Girl), ist eine etablierte Schauspielerin. Umso besser, dass sie mit Peter Dinklage als Gangsterboss – spielte Tyrion Lennister in Game of Thrones – einen ebenbürtigen Gegner findet. Ein grosses Vergnügen wie der Regisseur J Blakeson die beiden entfesselnden Protagonisten einer Raubtiernummer gleich in Szene setzt: ein heiteres Katz- und Mausspiel mit irrwitzigen und unerwarteten Wendungen hauchen der bitterbösen Thriller-Komödie einiges an Spannung ein.

«I Care a Lot" ist damit eine äusserst würzige Mahlzeit, die als reines Spannungskino bestens funktioniert. Allerdings lässt die fast parabelhafte Gegenüberstellung der unterschiedlichen US-Mentalitäten – beispielsweise in dem Porträt des dummen und rückschrittlichen «Rednecks» – in Zeiten des «Trumpismus», einen leicht sauren Geschmack zurück. Wer sich aber für Anti-Helden-Geschichten begeistern lässt, dem sei der Film empfohlen, auch wenn Blakeson es gelegentlich zu weit treibt und der Schluss mit einigen bizarren Szenen holpert - aber auch in einer grossen Überraschung endet.

30.03.2021

3.5

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Kommentare

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as1960

vor 2 Jahren

"I Care A Lot" glänzt mit guter Besetzung (herrlich kaltschnätzig Rosamund Pike), und einigem schwarzem Humor. Aber schlussendlich bleibt die Story der gnadenlosen Senioren-Betreuerin die in erster Linie sich selbst bereichert "nur" eine schräge Komödie. Dabei hätte man da durchaus mehr Kritik am Sozialwesen/Rentnerbetreuung usw. einbringen können.Mehr anzeigen


3730151

vor 2 Jahren

Hm... Ja und Nein.
Rosamund Pike sensationell in der Rolle. Mit Peter Dinklage hatte ich schon mehr Mühe. Wahrscheinlich sehe ich in ihm einfach immer Tyrion Lannister... Die Geschichte startet vielversprechend, leider verliert sie in der 2. Hälfte deutlich an Kreativität und Spannung. So wartet man auf den Plottwist, der zwar kommt aber leider viel zu spätMehr anzeigen


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