Hillbilly Elegy USA 2020 – 116min.

Filmkritik

Zurück zu den Wurzeln

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Jurastudent J.D.Vance muss sich der Vergangenheit, heisst seiner Familie, stellen. Das Filmdrama von Ron Howard basiert auf Vances autobiografischem Romans über Hillbillys: eine Familiengeschichte aus der Arbeiterklasse.

Eigentlich hatte J.D. Vance (Gabriel Basso, als Kind Owen Asztalos) mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Er studiert in Yale und hat Aussichten auf einen erstklassigen Job, bis ihn seine Schwester dringend heimruft. Einmal mehr ist seine Mutter Bev (Amy Adams) ausgerastet, heisst den Drogen verfallen. Erinnerungen aus seiner Jugend kommen hoch, immer hatte Bev für heftige Ausfälle und Krisen gesorgt. Allein die Grossmutter, Mamaw (Glenn Close) genannt, hatte die Familie irgendwie zusammen und über Wasser gehalten. Als der gute Geist gestorben ist, geht alles den Bach hinunter, allein J.D Vance scheint den Absprung geschafft zu haben. Mamaw hatte ihm stets den Rücken gestärkt: «Du schaffst das!»

Das Familiendrama über zwei Jahrzehnte, beginnend 1997, basiert auf dem autobiographischen Roman von J.D. Vance, der das Leben einer weissen Arbeiterfamilie (Hill People) beschreibt. Hillbilly-Musik ist unter Countrykennern bekannt – hemdsärmelig, bodenständig. Hillbillys meint landläufig ärmliche Bewohner (Hinterwäldner) aus den Appalachen (Kentucky) und Ozarks (Missouri/Arkansas). D.J. Vance, früherer Marine, beschreibt «die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise». Regisseur Ron Howard («A Beautiful Mind») hat sie filmisch umgesetzt – als Elegie, heisst als düsteres, melancholisches und wehmütiges «Klagegedicht» (im weitesten Sinn).

«Hillbilly Elegy» ist aber auch die Geschichte eines Aussteigers und Aufsteigers, der aus dem Dunstkreis seiner desaströsen Familie und der Selbstzerstörung seiner Mutter, die immer neue Opfer fordert, entkommt – und zurückkehrt. Nachhaltig beeindruckend ist aber vor allem die grandiose schauspielerische Leistung der Golden-Globe-Preisträgerin Glenn Close («The Wife», 2017), die sich nicht zu schade war für hässliche Masken und teilweise wie eine Mumie aussieht. Respekt! Gedreht wurde übrigens in Ohio und Georgia, dazu in Middletown, dem Ort, wo J.D. Vance aufgewachsen ist. Sein Buch wurde zum Bestseller, der Film widerspiegelt recht authentisch ein Stück eher deprimierender amerikanischer Sozialgeschichte.

11.11.2020

4

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Kommentare

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as1960

vor 3 Jahren

"Hillbilly Elegy" zeigt was für Dramen im kleinen Familienkreis sich abspielen können. "Untypisch", und deshalb besonders interessant, dass hier eine Familie gezeigt wird, welche nicht auf der Gewinner-Seit des "American Way Of Life" steht. Grossartige Leistungen von Glen Close und Amy Adams, die mit feinster Mimik Gefühle ausdrücken, deren Beschreibung in einem Buch Seiten füllen würden. Oscars wurden auch schon für deutlich weniger vergeben.Mehr anzeigen


Patrick

vor 3 Jahren

Grossartig gespieltes Drama das zum Glück den Weg von Netflix auch ins Kino gefunden hat.Ich Denke das Movie wird sicherlich auch für die Oscar 2021 in verschiedenen Sparten Nominiert.Die 90iger Jahre werden interessant in Szene gesetzt und ist quasi eine Rückreise in die guten 90.iger Jahre.Fazit:Beklemmendes Drama mit hohem Niveau.Mehr anzeigen


flashgordon99

vor 3 Jahren

Phantastisch! Schauspieler ausgezeichnet, Story realistisch und packend, Musik passt, Bilder bleiben im Kopf. Ich bin positiv überrascht. Der Film zeigt wohl die Realität bei vielen Familien in den Staaten und vielleicht sogar bei uns. Hinter verschlossenen Türen spielt sich manches Drama ab, was wir nicht mal ansatzweise erahnen können. Der ständige Zwiespalt mit der eigenen Familie beschäftigt uns alle. Ich empfehle den Filme zu 100%.Mehr anzeigen


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