Gott, du kannst ein Arsch sein! Deutschland 2020 – 98min.

Filmkritik

Das Leben ist nicht fair

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Sterben ist mies. Besonders, wenn man jung ist. Nicht, dass Alte Lust darauf hätten – mit süssen 16 sollte das Leben aber noch vor einem liegen, und nicht schon der Exit Richtung Friedhof zu sehen sein. In Gott, du kannst ein Arsch sein wird genau dieses unfaire Szenario Realität.

Steffi ist mit der Schule fertig und möchte Polizistin werden, doch sie ist untauglich. Bei der Untersuchung gab es eine böse Überraschung: Steffi hat ein Bronchial-Karzinom, das bereits gestreut hat. Heilung ist ausgeschlossen, mit einer Chemo kann sie vielleicht noch bis Weihnachten durchhalten. Aber Steffi will keine Chemo. Sie will nach Paris, wo sie mit ihrem Freund ihre Jungfräulichkeit verlieren sollte. Doch um dorthin zu kommen, braucht sie die Hilfe von Steve, einem jungen Zirkuskünstler, der seine eigenen Probleme hat. Ein unvergesslicher Trip beginnt, während ihre Eltern ihr dicht auf den Fersen sind.

Geschichten wie diese hat man schon häufig gesehen. Wenn man hier eine Art Neuerung sehen will, dann dass der Film auch reichlich Gewicht auf die von Heike Makatsch und Til Schweiger gespielten Eltern legt, die ihrer Tochter nachjagen. Aber warum eigentlich? Um sie zu einer Chemo zu zwingen, die ihr Leben nur minimal verlängert, aber das bisschen, das noch da ist, auch unerträglich macht? Makatschs Figur will einfach nur kämpfen, egal, ob es was bringt, Schweiger als Vater ist ein Seelsorger, der mit Gott hadert. Am besten steckt die Hiobsbotschaft noch Steffi selbst weg. Weil sie in das Leben, das sie noch hat, auch Erlebenswertes packen will. Dahinsiechen im Krankenhaus ist keine Alternative.

Während die Eltern-Handlung die Geschichte immer wieder zum Erliegen bringt, ist der finale Roadtrip-Aspekt der Hauptfigur deutlich erhebender. Weil er das Leben zelebriert: Die Dinge, die man vermissen wird, vor allem aber auch die Dinge, die man noch gar nie erlebt hat. Oder gerade erst kennen lernt. Das sind die schönen Momente des Films. Die, in denen die Hauptfiguren sich am Meer gegen den strammen Wind stemmen oder mit einem resoluten Tankstellenbesitzer in Streit geraten.

In diesen Momenten vergisst man die Ernsthaftigkeit der Geschichte. Weil der Film sie auch immer wieder zu vergessen scheint. Er schafft es nur selten, das melancholische Moment, das mit einer solchen Diagnose und dem nahenden Ende vor Augen kommen muss, herauszuarbeiten. Über weite Strecken lässt der Film ein Gefühl von Schwere vermissen, die als Kontrapunkt zur Leichtigkeit des Roadtrips einfach vonnöten ist. Darum ist Gott, du kannst ein Arsch sein auch nur solides Entertainment, schlägt bei der Klaviatur der Gefühle aber häufig die falschen Noten an.

21.02.2024

3

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Kommentare

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Taz

vor 3 Jahren

Gute, aber halt auch dramatische Story, die von frischen Gesichtern umgesetzt wurde. Trotzdem kriegt man unnötige Füllszenen, die überflüssig sind und die Handlung verlangsamen und gar unterbrechen. Da Schweiger nur eine Rolle spielt und nicht inszeniert, kann man nicht von einem typischen Schweigerfilm sprechen. Obwohl halt sehr viele Ähnlichkeiten in der Machart und der Präsentation vorhanden sind.Mehr anzeigen


Julia

vor 3 Jahren

Es sind zum Teil weithergeholte Handlungen und Füll-Szenen, was wohl mehr Unterhaltung und Abwechslung bringen sollte. Also, alle Reisenden sind quasi Mittellos tagelang unterwegs. Wäre gar nicht möglich auf die Art. .....Es geht wohl am Schluss um die Botschaft. ........um loszulassen.......und zu sich selber finden?.....smileMehr anzeigen


Patrick

vor 3 Jahren

Ein Abenteuerliches und Bewegendes Roadmovie verfeinert mit famos spielten Jungstars wie:Sinje Irslinger und dem Schweizer Max Hubacher.Die Story wird sehr unterhaltsam erzählt und kommt sehr kurzweilig rüber.Ich habe diesen Film am ZFF.2020 in Anwesenheit von:Sinje Irslinger,Filmemacher André Erkau und Til Schweiger (der an diesem Abend das Goldene Auge für sein Lebenwerk bekam) gesehen.Dafür gibts von Mir 4.1/2 Goldene Augen von 5.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 3 Jahren


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