Rocketman Grossbritannien 2019 – 121min.

Filmkritik

Eine gelungene Überraschung

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Musiker-Biopics liebt Hollywood schon lange, und gerade erst katapultierte Bohemian Rhapsody die Popularität des Genres in eine ganz neue Dimension. Doch jetzt zeigt Rocketman, dass man es auch ganz anders – und besser – machen kann.

Während die meisten Rockstars erst zu Kinohelden werden wenn sie längst das Zeitliche gesegnet haben, hat Elton John die Sache frühzeitig selbst in die Hand genommen. Der inzwischen 72-jährige Brite, der aktuell auf weltweiter Abschiedstournee ist, hegte schon lange den Traum, sein Leben und seine Musik auf der Leinwand zu sehen, ursprünglich mit Justin Timberlake, dann mit Tom Hardy in der Hauptrolle. Nun ist es Taron Egerton (Kingsman), der in Rocketman seinen Landsmann verkörpert, und nicht zuletzt ihm ist es zu verdanken, dass der Film unerwartet überzeugend geraten ist.

Inhaltlich deckt der Film von Regisseur Dexter Fletcher (der bereits bei Bohemian Rhapsody einsprang, als Bryan Singer auf den letzten Metern rausgeschmissen wurde) genau das Narrativ ab, das man von einer solchen Musiker-Biografie erwartet. Die Handlung reicht von der wenig glücklichen Kindheit (u.a. mit Bryce Dallas Howard als liebloser Mutter), in der Elton – damals noch unter seinem echten Namen Reggie – sein erstaunliches Talent an Klavier und Mikrofon entdeckt, dann der schnelle, weltweite Erfolg samt Beginn der lebenslangen Freundschaft mit Songschreiber Bernie Taupin (Jamie Bell) und schliesslich natürlich auch der Absturz, inklusive Drogensucht, Alkoholproblem und dem tragischen Ende der Liebe zu seinem Manager (Richard Madden).

Was Rocketman dabei von ähnlichen Werken abhebt ist die Tatsache, dass Johns zahllosen Hits (von „Your Song“ über „Crocodile Rock“ bis „I’m Still Standing“) nicht bloss dann zum Einsatz kommen, wenn der Protagonist auf der Bühne oder im Studio steht. Vielmehr sind sie zentraler Bestandteil der Handlung, denn Fletcher inszeniert den Film als waschechtes Musical, das stets biografische Realität mit Broadway-Spektakel verbindet. Ist man bereit, sich auf diesen Ansatz einzulassen, funktioniert er bestens, auch weil Egerton in der Hauptrolle unerwartetes Talent nicht nur darstellerisch, sondern auch als Sänger an den Tag legt.

Dass letztlich zwar nicht John selbst, aber zumindest sein Ehemann David Furnish als Produzent an Rocketman beteiligt ist, erweist sich als längst nicht so grosser Nachteil wie befürchtet. Die leicht peinlichen Einblendungen zum echten Elton John im Abspann hätte es nicht gebraucht, aber allzu viel Schönfärberei ist ansonsten nicht angesagt. Hier und da hätte man sich noch ein paar mehr Einblicke gewünscht (etwa in die Ehe mit der Deutschen Renate Blauel), doch um die bitteren Momente dieser Biografie macht der Film ebenso wenig einen Bogen wie um Johns Homosexualität. Eine gelungene, kurzweilige Überraschung.

21.05.2019

4

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Kommentare

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dulik

vor 3 Jahren

Ein gelungenes Biopic über die lebende Legende Elton John. Die Geschichte beginnt bereits in seiner Kindheit und befasst sich hauptsächlich mit seinem Aufstieg zum Weltstar. Taron Egerton verkörpert den Rockstar sehr glaubwürdig und zeigt ihn oftmals von seiner zerbrechlichen Seite. Der Film kommt wie eine Art Musical daher, ohne dass die gesungenen Abschnitte aber Überhand ergreifen.
8/10Mehr anzeigen


hyper80

vor 4 Jahren

Brilliant. Ein Wort, welches ich in Zusammenhang mit einem Film sehr selten benutze. Auf diesen Film trifft dies aber vollkommen zu. Egerton ist eine Idealbesetzung für Elton John. Die Story wechselt von Traumsequenzen, Musical bis hin zur harten Realität hin und her und packt einen von der ersten Minute an. Die Songs sind dabei grandios in die Story integriert und verschmelzen mit der lebhaften Geschichte von Elton John. Ich würde ihn mir glatt ein zweites Mal anschauen. 6 von 5 Sternen.Mehr anzeigen


maennele

vor 4 Jahren

Sensationell!!! No more words needed!


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