Fire Will Come Frankreich, Luxemburg, Spanien 2019 – 90min.

Filmkritik

Feuersturm in Galizien

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Mann, verurteilt als Brandstifter, kehrt in sein galizisches Heimatdorf zurück. Er hilft seiner alten Mutter mit ihren drei Kühen auf einem armseligen Hof, bis eines Nachts wieder ein verheerender Waldbrand wütet. Oliver Laxe dokumentiert ein stilles offenes Drama über Mensch, Natur und Feuergewalt, das 2019 in Cannes mit dem Jurypreis ausgezeichnet wurde.

Bulldozer brechen Nischen in den Wald, fällen Bäume wie Streichhölzer. Ein düsteres bedrohliches Szenarium. Mensch und Maschinen rücken den Wäldern in Galizien zu Leibe. Schnitt. Irgendwelche Justizleute blättern in einer dicken Akte, die Amador betreffen, den Brandstifter, der nach zwei Jahren Gefängnis entlassen wird. Der karge Kerl kehrt in sein galizisches Dorf zurück, zu seiner alten, aber rüstigen Mutter Benedicta (Benedicta Sánchez). Amador (Amador Arias) geht ihr zur Hand, kümmert sich um ihre drei Kühe.

Eine erkrankt, muss auswärtig gepflegt werden. Und so kommt der wortkarge Naturbursche mit der Tierärztin Elena (Elena Mar Fernández) in Kontakt. Sie ist im Gegensatz zu den Dorfbewohnern unvoreingenommen, hat Verständnis für den Aussenseiter, der argwöhnische betrachtet wird. Doch es bleibt bei einer flüchtigen Begegnung. Als wäre eine Feuerbrunst vom Himmel gefallen, werden eines Nachts Feuerwehrleute alarmiert. Ein verheerender Waldbrand ist ausgebrochen, bedroht Behausungen. Der scheint der Schuldige nicht weit und gefunden…

Es gehört zu den grossen Qualitäten und der Eindringlichkeit dieses Menschen- und Naturdramas, dass es so authentisch wirkt. Einerseits sind es die Darsteller, überwiegend Laien und aus galizischem Holz geschnitzt, andererseits die Bilder (Kamera: Mauro Herce) vom mal tänzelnden, mal wütenden Feuersturm. Oliver Laxe, Autor, Schauspieler, Regisseur, ist ins Land seiner Ahnen, nach Galizien, zurückgekehrt und hat dieses Drama einer Heimkehr, von Schuld und Verständnis, letztlich einer Bedrohung inszeniert. Man möchte sagen dokumentiert. Es gibt sehr innige Momente, wenn Mutter und Sohn über die Bäume sinnieren oder Leonard Cohens «Suzanne» beim Transport einer kranken Kuh ertönt. Aber vieles bleibt auch rätselhaft, unbestimmt, vage. Was treibt, bewegt den Naturburschen Amador? Ist er schuldig oder Opfer? Fire Will Come ist Warnung und Mysterium zugleich.

17.06.2020

4

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