Iniciales S.G. Argentinien, Libanon, USA 2019 – 98min.

Filmkritik

Irrungen und Wirrungen eines Antihelden in Buenos Aires

Noëlle Tschudi
Filmkritik: Noëlle Tschudi

Sergio Garcés (Diego Peretti) ist ein Schauspieler auf der Suche nach Ruhm und Ehre, der sich mit Statistenrollen und Pornofilmen über Wasser zu halten versucht, und dabei von einer skurrilen Situation in die nächste strauchelt. Rania Attieh und Daniel Garccia präsentieren mit Iniciales S.G ihr bis anhin viertes gemeinsames Werk, das mit surrealen Eskapaden ihres Protagonisten und einem originellen Plot in seinen Bann zieht.

Sergio hält sich für einen charmanten, unwiederstehlichen Argentinier, ist dem Alkohol alles andere als abgeneigt, und raucht auch gern und oft Gras. Er sieht sich gern als cooler Typ, der sich an niemanden bindet und sich mit gelegentlichen Schauspielerjobs über Wasser hält – wobei er auch um Pornofilme keinen Bogen macht. Doch der Traum des Mittfünfzigers ist es, ein echter Künstler zu sein. Zum beispiel so bekannt wie Serge Gainsbourg, dessen Lieder er in seiner Jugend auf Spanisch gecovert hat – mit dem ihn darüber hinaus, bis auf ihre gemeinsamen Initialen S.G, allerdings wenig verbindet.

Ein Fahrradunfall, bei dem er sich im Gesicht verletzt, bringt Sergio um einen Job – und neue Arbeit zu finden wird fortan immer schwieriger. Doch dann tritt Jane in sein Leben, die sich auf einem kleinen Filmfestival auf Sergio einlässt, obwohl sie doch eigentlich “gar nicht sein Typ ist”. Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 ist derweil in vollem Gange. Im Finale stehen sich Deutschland und Argentinien gegenüber. Dieser Tag verändert das Leben des vom Pech verfolgten Fussballfans Sergio, der sein Schicksal untrennbar mit demjenigen der Argentinischen Nationalmanschaft verknüpft sieht, für immer. Denn plötzlich nehmen die Ereignisse eine düstere Wende, und Jane und er hängen bald schon unweigerlich mit drin.

Nach der langen, durch die Corona-Krise ausgelöste Kinopause ist Iniciales S.G. eine willkommene Erfrischung: Als reichlich skurrile schwarze Komödie überrascht der Film mit zahlreichen unvorhersehbaren Episoden aus dem Leben eines Antihelden, der ähnlich wie der Dude aus The Big Lebowski – dafür bei weitem nicht so sympathisch – immer wieder in verrückte Situationen gerät. Überdies hinaus punktet der am Tribeca Film Festival 2019 mit dem Nora Ephron Preis ausgezeichnete Streifen mit einer sorgfältigen Kameraführung von Roman Kasseroller, der in zahlreichen Szenen stimmungsvolle Bilder einzufangen weiss und sich mit seinen Aufnahmen stilistisch an Genre-Elemente des klassischen Film Noir annähert. Unterstrichen von Covern der Lieder von Serge Gainsbourg, die sich durch Iniciales S. G. ziehen, wird der Film zu einem aussergewöhnlichen Werk, das rund eineinhalb Stunden lang vor schwarzem Humor und durch skurrile Wendungen erzeugte Spannung regelrecht strotzt.

22.06.2020

4

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 3 Jahren

Wenns in der Nase kitzelt


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