If Beale Street Could Talk USA 2018 – 119min.

Filmkritik

Liebe gegen Ungerechtigkeit

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Regisseur und Drehbuchautor Barry Jenkins lässt auf sein gefeiertes Drama Moonlight, das unter anderem mit einem Oscar für den besten Film ausgezeichnet wurde, eine berührende und sensibel inszenierte Romanadaption folgen. If Beale Street Could Talk ist ein mitreissendes, wütend machendes, dabei aber nie marktschreierisches Kinoerlebnis, das viel über die Ungerechtigkeiten innerhalb der US-Gesellschaft verrät.

Im New York der frühen 1970er-Jahre werden die schon seit Kindertagen befreundeten Afroamerikaner Tish Rivers (KiKi Layne) und Alonzo „Fonny“ Hunt (Stephan James) ein Liebespaar. Ihr Glück können die beiden allerdings nicht lange auskosten, da Fonny fälschlicherweise beschuldigt wird, eine Puerto-Ricanerin vergewaltigt zu haben, und daraufhin, ohne Aussicht auf einen fairen Prozess, in Untersuchungshaft landet. Bei einem Gefängnisbesuch eröffnet ihm Tish, dass sie schwanger sei, und versucht fortan, mit familiärer Unterstützung Fonnys Unschuld zu beweisen. Ein Unterfangen, das allerhand Kraft und Nerven kostet.

Filmemacher Barry Jenkins gelingt es in seiner Adaption des gleichnamigen Romans von James Baldwin, eine Anklage gegen den systemimmanenten Rassismus und die Diskriminierung der Schwarzen mit einer zutiefst bewegenden, nie kitschig wirkenden Liebesgeschichte zu verbinden. Immer wieder dringen in das kunstvoll komponierte, mit poetischen, leuchtend warmen Bildern aufwartende und musikalisch prägnant unterlegte Drama Rückblenden ein, die den Beginn der romantischen Beziehung zwischen Tish und Fonny und ihr Zusammenleben illustrieren. Ein inszenatorisches wie schauspielerisches Highlight ist in diesem Zusammenhang der Moment, in dem die beiden jungen Menschen, die sich schon so viele Jahre kennen, zum ersten Mal miteinander schlafen. Trotz ihrer Vertrautheit liegen Verunsicherung und Angst in der Luft. Gefühle, die der Regisseur und seine Hauptdarsteller auf wunderbar subtile Weise zum Klingen bringen.

Gegen welche Ungerechtigkeiten und Demütigungen Afroamerikaner früher ankämpften und heute noch immer viel zu oft ankämpfen müssen, unterstreicht eine prägnante, vor Spannung geradezu berstende Szene, bei der ein weisser Polizist (Ed Skrein), der später für Fonnys Verhaftung mitverantwortlich sein wird, seine Machtposition missbrauchen will. Unter die Haut geht auch eine längeres Gespräch zwischen Fonny und seinem alten Kumpel Daniel (Brian Tyree Henry), in dem das Dilemma schwarzer Menschen unmissverständlich, aber keineswegs plump auf den Punkt gebracht wird. Als Gegengewicht zu den schmerzhaften Entwicklungen und Offenbarungen fungiert der familiäre Zusammenhalt, den If Beale Street Could Talk kraftvoll beschwört, ohne dabei Brüche und Konflikte gänzlich auszublenden.

15.05.2019

4.5

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Kommentare

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Patrick

vor 2 Jahren

Die Story bewegt in jeder Hinsicht,aber teilweise ist es etwas langatmig und die Zeitsprünge werfen einem vom Roten Faden des Filmes hinaus..Fazit:Ok aber kein Meisterwerk,dafür gibt’s von mir 3.1/2 Sterne von 5,

Zuletzt geändert vor 2 Jahren


nick74

vor 5 Jahren

Den Oscar für die beste Nebendarstellerin versteh ich nicht. Den Film sehe ich auch nicht als Meisterwerk, daher 4 Sterne.


julianne

vor 5 Jahren

Super Drama traumhafte Optik Hammer Performances von allen actors die Kraft der Liebe und die Ungerechtigkeit!! Sehr beeindruckend umgesetzt vom moonlight Director !!


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