Hellboy - Call of Darkness USA 2019 – 120min.

Filmkritik

Der Teufel liegt im Detail

Noëlle Tschudi
Filmkritik: Noëlle Tschudi

In Neil Marshalls neuestem Fantasy-Streifen begibt sich der rote Halbdämon Hellboy (David Harbour) einmal mehr auf eine Mission apokalyptischen Ausmasses. Doch dabei geht in mancherlei Hinsicht so einiges schief...

Hellboy muss die mächtige Hexe Nimue (Milla Jovovich) und das Monster Gruagach, die zusammen mit anderen mythischen Wesen Tod und Verderben über die Welt der Menschen bringen wollen, aufhalten. Das fehlende Puzzleteil in ihrem Masterplan ist Hellboy höchstpersönlich. Denn seine Bestimmung bestand einst darin, den Weltuntergang ins Rollen zu bringen – bis sein Adoptivvater Professor Broom (Ian McShane) ihn auf die Seite der Menschen holte. Während der Höllenjunge nun für einen Auftrag nach London geschickt wird, zieht die unbarmherzige Hexe eine Schneise der Verwüstung durch England. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt.

Über zehn Jahre mussten sich Hellboy-Fans nach Hellboy 2: Die goldene Armee gedulden, um ihren Liebingsantihelden wieder auf Grossleinwand zu sehen. Doch das Wiedersehen sollte deutlich anders verlaufen, als sich dies die meisten ursprünglich erhofft hatten. Statt eines gebührenden Endes der 2004 von Guillermo del Toro gestarteten und auf den Comics von Mike Mignola basierenden Hellboy-Trilogie stand nämlich ein als Reboot angekündigter Hellboy-Film an – das, ohne Guillermo del Toro und ohne Ron Perlman in seiner Paraderolle als liebenswerter, roter Flegel. Nach einem letzten offiziellen Treffen zwischen del Toro, Mignola und Perlman im Jahr 2017 kam die Hiobsbotschaft: Eine Fortsetzung sollte es, zum Ungemach der Fans, nicht mehr geben.

Neil Marshall schlägt nun ein gänzlich neues Kapitel auf, in dem im Wesentlichen “The Wild Hunt”, der neunte Band von Mignolas Hellboy-Comicbuchreihe, im Zentrum steht, aber auch weitere Geschichten eingeflochten werden. Marshalls Strategie, möglichst viel Stoff aus dem Mignolaverse in seinem Reboot unterzubringen, fordert allerdings einen hohen Preis. So wirkt der Film schon sehr bald wie ein flüchtig zusammengeworfenes Versatzstück an ins Nichts führenden Erzählsträngen, runtergeratterten Dialogen und Schicksalen, die den Zuschauer trotz zeitweise höllenheisser Action erstaunlich kalt lassen.

In der zweiten Filmhälfte kann der Streifen mit herausragendem Monsterdesign punkten, doch diese Highlights aus der Hölle sind schnell wieder von der Bildfläche verschwunden – und selbst Stranger Things-Star David Harbour, der die Art des Höllenjungen aus den Comics überraschend gut einfängt, kann das apokalyptische Filmdesaster, in dem handlungsfördernde Dialoge nur Beigemüse sind, nicht abwenden.

Die Art und Weise, wie im immens blutigen Spektakel dramatische Szenen und Komik miteinander miteinander vermischt werden, wirkt zeitweise mehr als nur befremdlich, was den Film, der sich ohnehin nicht wirklich ernst nimmt, wie eine Parodie erscheinen lässt. Aufkommende Atmosphäre wird oft leider augenblicklich im Keim erstickt. Dass viele Figuren unverhofft eindimensional wirken, setzt dem ganzen noch die Krone auf. Wer sich mit reiner Action und massenweise Kunstblut arrangieren kann, könnte Gefallen am neuesten Hellboy-Streifen finden, bewegende Wendungen und eine stringente Handlung sucht man in Hellboy - Call of Darkness allerdings vergebens.

11.04.2019

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Kommentare

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Taz

vor 3 Jahren

Guter Start in Mexiko, dann aber der rasante Abfall, aus dem man nicht mehr rauskommt. Schade um die Figur. Die DelToro/Perlman-Filme waren einiges besser, lustiger, fantasievoller und schlichtweg interessanter.


walter-Oliver

vor 4 Jahren

Überladen ! Wahllos Alles wird reingequetscht, unsterbliche Hexe, Trolle, Dämonen, Zauberer Merlin, König Artus, Zauberschwert Excalibur, Hellseherin, Geister aufwecken, Vampir und Werwolf auch dabei in dem Leipziger Allerlei und am ende gibts nur gequirlte Scheisse !


oscon

vor 4 Jahren

Das Problem an der Neuauflage von Hellboy ist, dass man sich mit Dauer des Films immer wieder die Inszenierung eines Guillermo Del Toro zurückwünscht.
David Harbour gibt den Hellboy routiniert, jedoch fast zu verletzlich und schlussendlich ohne den genialen Sarkasmus eines Ron Perlman!
Die CGI Effekte gerade beim Biest Ben Daimio (Daniel Dae Kim) sind grottig.
Was bleibt ist ein splatter-artige Comicverfilmung für 'nen Männerabend, die mal bald wieder vergessen hat!Mehr anzeigen


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