After the Wedding USA 2019 – 112min.

Filmkritik

Hochzeit mit Folgen

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Die Starbesetzung von Michelle Williams und Julianne Moore macht dieses unnötige Remake eines Oscar-nominierten dänischen Films sehenswert.

Isabel (Michelle Williams) hat ihr Leben der Hilfe von Kindern in Kalkutta gewidmet. Das Geld ist knapp, und den Kindern fehlt es an Grundlebensmitteln, als die Offerte der reichen New Yorkerin Theresa (Julianne Moore) eintrifft, die dem Waisenheim Millionen von Dollar verspricht, vorausgesetzt dass Isabel persönlich in die USA reist, um die wohltätige Spende anzunehmen. Widerwillig macht sich Isabel auf eine Reise, die sich als viel mehr als nur eine Wallfahrt herausstellt.

Das Remake von After the Wedding wurde Regisseur Bart Freundlich für seine Frau Julianne Moore und Michelle Williams zurechtgebogen. Im Gegensatz zum dänischen Original von Susanne Bier, das 2006 für einen Oscar als bester ausländischer Film nominiert war, werden die Hauptrollen im Remake von zwei Frauen gespielt. Das eröffnet neue Blickwinkel – so zum Beispiel, wie sich Frauen in Machtpositionen verhalten, oder wie der berufliche Status zwischenmenschliche Beziehungen beeinflusst. Moore und Williams, die ein Remake von Dumm und Dümmer sehenswert machen könnten, kriegen in After the Wedding Gelegenheit, ihrem schauspielerischen Talent freien Lauf zu lassen. Moore gibt gerne Vollgas und zeigt alle emotionalen Facetten ihrer Figur, während Williams meisterhaften Minimalismus zur Schau trägt.

Zu Beginn ist der Film eine Studie darin, was Geld kaufen kann und was nicht. Isabels Motive sind klar. Sie sieht Theresas Leben im Überfluss und kann nur daran denken, was dieser Wohlstand für ihre Kinder in Indien tun könnte. Theresas Beweggründe sind vielschichtiger. Ihr Interesse an Isabel ist eine Kombination aus guten Absichten und versteckten Hintergedanken. Als Theresa Isabel zur Hochzeit ihrer Tochter Grace (Abby Quinn) einlädt, nimmt die Geschichte jedoch eine unerwartete Wende. Sie verliert ihren Sozialkommentar und wird zum Familiendrama, das stellenweise zur Soap Opera verkommt, wie zum Beispiel wenn Theresas Ehemann Oscar (Billy Crudup) voll bekleidet zu ihr in die Badewanne steigt, um aufzuzeigen, wie verrückt ihre Liebe doch ist.

Es ist nicht klar, welche Art Film After the Wedding sein möchte. Sozialkritisches Drama, das uns die Kontraste zwischen Indiens Armut und dem westlichen Überfluss mit Holzhammermethoden aufzeigt oder psychologischer Krimi, dessen Glaubwürdigkeit mit der Rollenumkehr nicht gedient ist. After the Wedding ist alles andere als ein grossartiger Film, aber die nuancierten schauspielerischen Leistungen seiner zwei Hauptdarstellerinnen sind das Eintrittsgeld allemal wert.

14.10.2019

2.5

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Kommentare

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julianne

vor 4 Jahren

Super heute gesehen Julianne Moore und Michelle Williams worldclass!! Grossartiger Film


wondermoon

vor 4 Jahren

Selten so einen langweiligen Film gesehen.


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