A Rainy Day in New York USA 2019 – 92min.

Filmkritik

Junges Paar auf Irrwegen

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Während er in den USA nach wie vor keinen Verleih gefunden hat, kommt Woody Allens neuer Film in Europa vielerorts auf die grosse Leinwand. Leider macht der preisgekrönte Regisseur und Drehbuchautor inzwischen fast nur noch Dienst nach Vorschrift und propagiert dieses Mal auf geradezu lustvoll provozierende Weise reaktionäre Geschlechterbilder.

Der aus einer New Yorker Upperclass-Familie stammende Gatsby (Timothée Chalamet) betreibt sein Studium an einer kleinen Eliteuniversität mit deutlich zur Schau gestelltem Desinteresse. Etwas Abwechslung scheint möglich, als seine Freundin Ashleigh (Elle Fanning) die Chance erhält, den berühmten Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber) für die College-Zeitung im Big Apple zu interviewen. Gatsby plant ein romantisches Wochenende in seiner Heimatstadt, muss aber fürs Erste allein durch die Strassen Manhattans schlendern, weil Ashleigh nach dem Gespräch mit Pollard weitere Filmleute kennenlernt und plötzlich von einer aufregenden Situation in die nächste stolpert. Auf einem seiner Streifzüge begegnet Gatsby der um keinen Spruch verlegenen Chan (Selena Gomez), mit deren älterer Schwester er einst zusammen war.

A Rainy Day in New York sollte eigentlich schon viel früher in die Kinos kommen, wurde dann aber von den im Zuge der #MeToo-Bewegung wieder ins Blickfeld rückenden Missbrauchsvorwürfen gegen Woody Allen eingeholt. Die juristisch bis heute nicht bewiesenen, schon seit Jahren bekannten Anschuldigungen seiner Adoptivtochter Dylan Farrow waren schlagartig wieder Thema und führten in Teilen zu einer Neubewertung des von Hollywood lange Zeit gefeierten Autorenfilmers. Die Verleihfirma Amazon Studios weigerte sich, die Liebeskomödie herauszubringen, und annullierte den Vertrag mit Allen, was wiederum zu einem inzwischen beigelegten Rechtsstreit führte. Darüber hinaus nahmen mehrere Darsteller seines neuen Werks Abstand von der Zusammenarbeit und spendeten ihre Gagen für wohltätige Zwecke.

Dass der Regisseur trotz eines fehlenden Schuldspruchs von einigen Kritikern unnachgiebig durchs Dorf getrieben wird, ist zweifellos bedenklich. Andererseits giesst er mit seiner unerträglichen Frauendarstellung in A Rainy Day in New York aber auch kräftig Öl ins Feuer. Immer wieder hantiert er mit sexistischen Zuschreibungen und zeichnet vor allem Ashleigh als naiven, reife Filmmenschen anhimmelnden Altherrentraum. Den grösseren Sinn der #MeToo-Debatte, deren Empörungsexzesse man durchaus hinterfragen muss, hat Allen offenbar nicht verstanden. Vielmehr suhlt er sich geradezu genüsslich in seiner antiquierten Haltung.

Mehr noch als in seinen bereits recht formelhaften Vorgängerfilmen setzt der Oscar-Preisträger hier auf ein mit ungebrochenen Klischees durchtränktes Drehbuch. Die banalen Entwicklungen des Plots fühlen sich immer unglaubwürdiger an und wecken den Eindruck, Allen habe jede Lust an aussagekräftigen, spritzigen Erzählungen verloren. Die gewohnt nostalgisch gefärbten, hübsch fotografierten New-York-Aufnahmen von Stammkameramann Vittorio Storaro und das Bemühen der Darsteller um etwas Tiefe reichen beileibe nicht aus, um die kreative Leere aufzuwiegen.

20.02.2024

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Kommentare

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abrakadabra5

vor 4 Jahren

Spassig 4 a rainy day somewhere out there


selinaburri

vor 4 Jahren

Ganz schlecht! Langweilig, plump!


as1960

vor 4 Jahren

Einerseits ist "A Rainy Day in New York" ein ganz typischer Woody Allen. NY, die Athmosphäre ist wunderbar eingefangen. Andererseits sind die Dialoge, der Wortwitz, gerade für einen Woody Allen-Film, eher bescheiden, wenig raffiniert ausgefallen. Somit streift der Film manchmal die Banalität, und das ist dann doch überraschend und enttäuschend.Mehr anzeigen


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